2025-08-19
Eine Fahrt in die Tessiner Berge ist allemal lohnend, auch wenn sie lang und streckenweise mühsam ist. Nach zuhinterst im Val Bavona braucht man mit ÖV gut und gern 5h vom Toggenburg aus, mit dem Auto nicht viel weniger, den fast obligatorischen Stau nicht eingerechnet. Mit der erstmöglichen ÖV-Verbindung erreichten wir 7 Bergbegeisterten unseren Ausgangsort Roseto (Bavona) um ca. 10:30h. Kaum auf den Pfad zum erweiterten Hüttenanstieg eingebogen, entfliehen wir erleichtert dem Dichtestress und treffen die folgenden 6h fast keine Menschenseele. Der Aufstieg durch Wald und Wiesen zur Bocchetta Fornasel auf 2292m ist steil und schweisstreibend, aber kurzweilig und aussichtsreich. Der untere, kleinere der beiden Laghi d‘Antabia lädt zum Bade, sodass wir erfrischt im Rifugio Pian di Crest eintreffen. Empfang und die Bewirtung dort sind aussergewöhnlich herzlich und reichhaltig. Ähnlich wie in unserer Zwinglihütte bewarten auch hier jeweils freiwillige Teams des SAV Società Alpinistica Valmaggiese die Hütte während einer Woche.
Morgenessen um 5Uhr, Start bereits um viertel vor 6, die Gruppe harmoniert hervorragend und ist parat. Bei klarem Himmel und frischer Luft bestaunen wir eine Stunde später den Sonnenaufgang. Nach konzentrierter Blockturnerei und steilem Schutt erreichen wir das Tamierhorn auf 3087m auf der Grenze zum italienischen Val Formazza. Dem Grenzgrat mehr oder weniger folgend erreichen wir den Passo d‘Antabia und erkraxeln den schönen Südwestgrat des Basòdino bis zum Vorgipfel auf 3237m. Tiefblauer Himmelsherold und würzige Génepykräuter säumen den Weg. Den teils luftigen Verbindungsgrat zum Hauptgipfel gehen wir gesichert am kurzen Seil. Um ca. 11Uhr erreichen wir den Hauptgipfel auf 3273m. Die Aussicht ist überwältigend, die Temperatur im T-Shirt-Comfortbereich und es ist fast windstill.
Der Abstieg folgt über den blockigen Ostgrat und ein kurzes Stück über den obersten Rand des Ghiacciaio del Basòdino bis zur markanten Lücke auf 3012m. Weiter führt der Abstieg über eine kettengesicherte Schuttrinne hinunter in den Kessel von All Gann d‘Antabia, wo es sich alle Damen der Gruppe nicht nehmen liessen, sich in die eisigen Fluten eines Seeleins zu stürzen, während sich die Herren ein Mittagsschläfchen im moosigen Schatten gönnten.
Nach einer weiteren, erholsamen Übernachtung ging der erweiterte Abstieg zuerst noch einmal hoch zur Bocchetta della Cròsa. Der folgende Pfad vorbei an den Laghi della Cròsa hinunter und durch das Val Calneggia nach Foroglio ist eine Augenweide und für sich allein schon eine Reise wert. Am frühen Nachmittag hatte uns die Zivilisation in Foroglio wieder voll im Griff. Auf die wohlverdiente Clacé und ein kühles Bier mussten wir uns dann aber bis Bellinzona gedulden, das einzige Grotto in Foroglio war von Tagesgästen überfüllt.
Es war eine herrliche Bergfahrt mit euch Allen, vielen Dank, so macht Touren leiten Freude!
Dabei waren: Regula Vogel, Doris Frischknecht, Rosmarie Stillhart, Claudia Risch, Manuela Amann, Köbi Ackermann, Leitung und Text: Sepp Meier
Bilder: Köbi Ackermann, Claudia Risch, Sepp Meier