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Felssturzgebiet Goldau

2025-05-15

1806 war es ein verregneter Sommer. Immer wieder goss es anhaltend wie aus Kübeln, gleich wie auch schon in den zwei Jahren zuvor. Zwar gab es genügend Anzeichen, dass sich am Rossberg etwas tat, knallendes Reissen gesprengter Wurzeln, schrägstehende Bäume, zunehmende Rissbildung, Steinrollen. Doch wohin sollten die Menschen wegziehen? Sie waren mausarm, ausgeblutet durch Missernten und marodierende Kriegszüge der napoleonischen Wirren. So harrten die Menschen aus, ängstlich betend und auf Gott vertrauend, er würde es schon nicht zum Schlimmsten kommen lassen. Aber am 2. September kam es zur Katastrophe. 40 Millionen m3 Felsmassen – mehr als 12mal so viel wie am Cengalo 2017 – donnerten in wenigen Minuten nieder und begruben die Dörfer Goldau, Lauerz und Röthen unter vielen Metern hohen Schuttmassen.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf, vielleicht nicht so detailliert, liessen sich 28 SACler:innen 400 Höhenmeter hinauffahren zum Ausgangspunkt der Wanderung in das Felssturzgebiet. Vielleicht hat aber viele auch die Aussicht gelockt auf ein ausserordentliches Biotop das sich im weitgehend der Natur überlassenen Gebiet entwickelt hat. Durch ein Netz aus kleinen Wegen führte uns Thomas, der Bruder von Beni, an die schönsten Pflanzen heran. Vor allem Orchideen gedeihen im Gebiet, fast die Hälfte der heimischen Vertreter dieser Pflanzenfamilie trifft man auch hier auf engem Raum. Immer wieder wurde der Pflanzenexperte Reini zu Rate gezogen oder wies uns hin auf Frauenschuh, Waldvögelein, das unscheinbar Zweiblatt oder den bräunlichen Nestwurz, der sich das grüne Chlorophyll sparen kann, weil er seine Nährstoffe durch Vermittlung von Pilzfäden von Bäumen bezieht.

Nach der Mittagsrast hoch oben in der Narbe, die der Felssturz in der Flanke unter Gnipen und Wildspitz hinterlassen hat, erzählt uns Thomas nicht nur die geschichtlichen Fakten der Einleitung, sondern schildert auch anschaulich die geologische Situation. Wie der Druck der afrikanischen Platte zu der Auffaltung der Alpen geführt hat und zu einer Überschiebung, welche die Sedimentschichten belastet und schräg aufgestellt hat. Die Molassegesteine, je nach geologischen Epochen Ablagerung aus rundlichem Geröll das sich zu Nagelfluh verfestigt hat und Mergel aus sandigen Tonen und Lehmen liegen wie Schichten einer Cremeschnitte aufeinander. Das kann man an der nahen, dutzende Meter hohen seitlichen Abbruchkante beobachten. Durch Risse in der Nagelfluh kann Wasser eindringen und auf der undurchdringlichen Mergelschicht eine Gleitbahn bilden. Dass ein Arm des Reussgletschers die untersten Schichten der Molasse weggehobelt hat und somit dem Berg das Fundament geraubt, hat zu Katastrophe beigeholfen.

Über oft recht steinige Wege – ist da die gelbe Markierung noch zulassbar? – geht es wieder hinunter, oft unterbrochen von Fotohalten für ein noch schöneres Exemplar einer Blume. Durch die Schuttwald mit unzähligen mächtigen bemoosten Nagelfluhtrümmern erreichen wir Goldau zum verdienten Schlusstrunk.


Danke Beni, Thomas und Reini für diesen eindrücklichen, interessanten Tag.


Bericht: Hansruedi Rutz

Bilder: Ruedi Flotron

Fotogalerie: