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Via Alta Verzasca VAV Tourenwoche

2024-09-15

 Via alta della Verzasca (VAV) 14. – 19. Juli.2024

 

Sonntag

Mit einer Stunde Verspätung (infolge eines Zugausfalls in Rapperswil) treffen wir uns alle in Berzona Paese. Nach der Verteilung der Lebensmittel in die Rucksäcke geht es bei heissem Wetter endlich los zum schweisstreibenden Aufstieg zuerst durch Wald dann vorbei am Maiensäss Rienza (1700 Hm) zur ersten Selbstversorgerhütte Capanna Borgna auf 1912 m, 1400 hm, T2. Die Erfrischung im angrenzenden Bach ist sehr willkommen. Anschliessend bereitet Sepp für uns eine feine Spagetti Diavolo zu.

Montag

Am Morgen steigen wir zur Bochetta di Cazzane (2104 m) auf, mit herrlichem Ausblick ins Hochtal von Moleno. Danach führt der blau-weiss markierte VAV als Traverse über trockene Wiesenflanken, schräge Platten und ausgesetzte Gras- und Felsbänder auf den Grat zwischen Madón und Poncione Piòta (2439 m), welcher hauptsächlich aus Blocksteinen besteht. Lange kraxeln wir über den Grat, die schwierigen Passagen sind aber gut gesichert mit Eisenbügeln und Drahtseilen. Immer wieder bleiben wir stehen und geniessen die tolle Aussicht bei wolkenlosem Wetter. Der Abstieg vom Grat ist schmal, ausgesetzt und eine Schlüsselstelle dieser Etappe. Unter einem pilzförmigen Felsenturm müssen wir uns ducken. Anschliessend werden mehrere Gipfel (Picóll 2439 m, Laghetti 2445 m, Vènn 2477 m) unterhalb des Grats umgangen. Der Berggrat bildet die Wasserscheide zwischen dem Verzasca- und dem Leventina-Tal. Für die äusserst spektakuläre Tour benötigen wir über 9 h, T6-. Rosmarie ist heute vom Tal aufgestiegen. Sie erwartet uns bei der Capanna Cornavosa, welche aus 3 stilvoll restaurierten Rusticos besteht. Zur Abkühlung dient der naheliegende Bach oder die warme Dusche. Der feine Pilzrisotto, von 2 Teilnehmerinnen zubereitet, mundet allen hervorragend.

Dienstag

Bei schönstem Bergwetter steigen wir über steile Weiden und Felsplatten auf zum Bassa del Rosso (2233). Dort treffen wir auf eine Herde Ziegen und auf der Krete der Cima Lunga (2488 m), bevor der Nebel uns einhüllt, erspähen wir ruhende Steinböcke. Von einigen wenigen Regentropfen lassen wir uns nicht aufhalten. Wir umgehen einen Felspfeiler und geniessen die vielen Edelweisse auf den grasdurchsetzten Bändern. Es gibt viele einfache Kletterpassagen und kaum künstliche Hilfen. Wir steigen über ein breites Geröllband zum Passo di Bri (2431), folgen dem Grat zur Cima di Rierna (2461 m) und erreichen schliesslich den höchsten Punkt der Etappe, den Cima di Gagnone (2518 m). Auf der linken Seite des Grates gibt es Nebel aber rechts blicken wir in die unheimlich tiefen Felswände des Gagnonetals. Nun sind nochmals Schwindelfreiheit und Trittfestigkeit gefragt. Den unerwartet schwierigen, ungesicherten Abstieg über einen ausgesetzten absinkenden Felsbuckel überwinden wir mit vereinten Kräften. Wir freuen uns, als wir das Efra-Seelein mit den schwimmenden Eisblöcken erblicken. Auf rotweissem Weg erreichen wir schliesslich nach 10 h die 3-teilige Capanna d’Efra, T5. Alle freuen sich auf die Dusche und die währschafte Rösti mit Dörrbohnen und Speck, zubereitet auf dem rustikalen Holzherd.

Mittwoch

Über Grashänge und Bachläufe steigen wir auf, worauf es schnell steiler und felsiger wird. Bald erreichen wir ein Felsentor auf 2400 m, durch welches wir ausgesetzt zum Schieferstein Plateau kraxeln. Dort prasselt ein kurzer Graupelschauer auf uns herab. Über grosse Steinhalden und Felsplatten erreichen wir den Pizzo Cramosino (2718 m). Vom Gipfel steigen wir mit Haltegriffen zum Passo del Gatto ab. Nach diesem besonders ausgesetzten  Felseinschnitt klettern wir auf den Gipfel des Madom Gröss (2741 m), den höchsten èPunkt der ganzen Tourenwoche. Danach erwartet uns ein 200 m langes, enges schuttiges Coulouir, welches von oben nicht einsehbar ist und in welchem auch noch Schnee liegt. Es herrscht erhebliche Steinschlaggefahr. Einzeln mit sicherem Abstand und mit Helm steigen wir vorsichtig hinunter. Dank dem Haltegriff, den Sepp für uns mit Pickel und Schlinge erstellt, können wir diese Schlüsselstelle schliesslich überwinden. Auf dem Grat überklettern wir 2 Felstürme mit hilfreichen Metallgriffen. Wir stehen ungläubig inmitten einer völlig abgeschiedenen Bergwelt, umrundet von Türmen aus Schieferplatten. Beim Blick zurück erscheint uns der begangene Weg unmöglich! Einige von uns steigen nun noch unsteil über viel Geröll zum Pizzo di Mezzodi (2708 m) hinauf. Oben können wir Steinböcke ausmachen und zwischen den Nebelschwaden, tief unten, die Autobahn A2 und die Brücke bei Giornico erblicken. Wieder unten auf dem Felssattel bestaunen wir die hohe Schneewechte. Das folgende, rutschige Geröllcouloir erfordert nochmals unsere ganze Aufmerksamkeit. Nach einem grossen, steilen Schneefeld, stossen wir endlich auf den markierten Weg und erreichen über Weiden schliesslich die Capanna Cognora 10 h, T6. Wir backen Brot aus der mitgebrachten Mehlmischung im Holzofen und bereiten Pasta mit Thon- und Tomaten-Pilzsauce zu. Vor der Hütte geniessen wir gemeinsam einen warmen, sonnigen Abend. Sogar ein Steinbock lässt sich noch blicken. Eine Partie Molotow-Jass lässt unsere Müdigkeit kurzfristig vergessen.

Donnerstag

Das Frühstück mit frischen Brot mundet vorzüglich und lässt uns motiviert in die 4. Etappe der VAV starten. Der angenehme, rot-weisse Weg verläuft durch Steilgrasgelände am Südhang. Wir geniessen die Traverse durch ganze Felder von weissen Paradieslilien, Türkenbundlilien, gelbem Eisenhut, Alpenastern, Enziane und Alpensteinbrech. Kurz vor dem Passo da Piatto (2110 m) kommen uns Hans und Maria entgegen, denen wir viel zu erzählen haben. Vom Pass erblicken wir in der Tiefe den Bergsee Laghetto. Wir folgen dem Weg am Südhang hoch über dem Talboden bis zum Tagesziel, der Baronehütte. Nach dem Mittagessen steigt ein Teil der Gruppe zum Pizzo Barone (2846m) hoch. Der Geröll- und Schutthang ist zum Teil mit Schneefeldern bedeckt und erneut versperren uns die Wolken die Aussicht auf die umliegende Bergwelt. Trotz viel Eis und Schnee im Lago di Barone, entschieden wir uns für ein Bad im eiskalten, herausgeschlagenen Pool, was wir nicht bereuten! Auf dem selben Weg gehen wir zurück zur Capanna Barone 7,5 h, T4. Wir werden mit Reis, Speck, Bohnen und Saucen verwöhnt und sitzen noch lange draussen bei nun wieder herrlichem Sonnenschein.

Freitag

Der rot-weisse Abstiegsweg führt über Wiesen hinab ins Val Vegornèss. Wir kommen vorbei an mehreren Wasserfällen und überqueren den jungen Verzasca-Bach. An mehreren Stellen finden wir gestufte, türkisfarbene Pools vor, die von Wasserfällen kaskadenförmig gefüllt werden. Wir wandern stetig abwärts durch Lärchenwälder und Heidelbeerstauden. Immer wieder lassen uns eindrückliche Abrutschstellen und Lawinenkegel die Kraft der Natur erahnen. Vor den Rusticos von Cabiói gelangen wir aus dem Wald heraus und wandern erst auf unbefestigtem Fahrweg, später auf einer Teerstrasse nach Sonogno, 1270 hm, 3.5 h. Nach einem Abschiedstrunk bringt uns das Postauto nach Tenero, wo wir den Heimweg per Bahn antreten.

 

Herzlichen Dank Sepp für die Vorbereitung und ruhige, sichere Leitung dieser spektakulären, attraktiven Tour über den Verzasca-Höhenweg.

Danke an alle Teilnehmer/innen für die Kollegialität und Hilfsbereitschaft in herausfordernden Situationen.

Dieses einmalige Bergabenteuer wird uns allen unvergessen bleiben.

 

Alfons, Annelies, Beat, Claudia, Karl-Heinz, Regula, Rosmarie, die Schreibende Manuela, Sepp TL

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