2024-05-02
«Hu, hu, hu!» ruft es vom Dach hinunter. » Dreimal hu – aha die Türkentaube, sagt Reini, «die Ringeltaube schreit 5mal hu.» Über uns fliegt ein Storch zu seinem Nest auf dem nahegelegenen Kamin. Als es vor ein paar Tagen kalt war, wurde geheizt und der Rauch stieg aus dem Kamin, das machte dem Storch gar nichts aus, berichtet Reini.
Der zweite Mai ist ein besonderer SAC-Seniorentag. Es geht, wie nach den Eingangsworten unschwer zu erraten ist, um Vogelbeobachtung. Dabei kommt es wie das Huhuhu zeigt auf Einzelheiten an und es kommt immer wieder zu erstaunlichen Anpassungen, an ein rauchendes Kamin zum Beispiel. Ich staune, wie schon in Bahnhofsnähe Uznach (auf dem Bachweg Richtung Benken) viele Vögel zu hören und zu sehen sind. Neben der schon erwähnten Türkentaube und dem Storch sind das Graureiher, Bachstelze, Star und Amsel, um nur einige zu nennen. «Wie viele Vögel werden wir im Laufe des Vormittags zu sehen bekommen?» frage ich Reini. »Um die dreissig, denke ich», antwortet er. Was meint ihr, hat er unter- oder übertrieben? (Antwort am Schluss des Berichtes.)
Der Höhepunkt der Wanderung ist natürlich das Riet mit Aussichtsturm und Beobachtungsturm Entenweiher. Die Anzahl Vögel, die wir zu Gesicht bekommen, ist beachtlich. Ich erwähne ein paar, die mir im Gedächtnis bleiben: Silberreiher, Graugänse, Löffelente, Blesshühner und Teichrohrsänger. Einiges sind Zufallsbegegnungen: So bekommt nur eine der beiden Gruppen das Braunkehlchen zu sehen, die andere dafür den Turmfalken.
Wir lernen nicht nur Vögel und ihre Gesänge kennen, sondern erfahren auch interessante Zusammenhänge. Diesbezüglich zwei Beispiele: Die Misteldrossel ernährt sich, wie könnte es anders sein, von der Mistelbeere. Der klebrige bittere Kern, den sie nicht mag, bleibt am Schnabel hängen; sie streift ihn an einem Ast ab und trägt so zur Verbreitung der Mistel bei. Die Wacholderdrossel verjagt fremde Vögel, die dem Nest zu nahekommen, indem sie auf die Eindringlinge herunterscheisst. Der Kot macht, dass die Federn nicht mehr wasserdicht sind, was die Vögel gar nicht mögen und drum fortan das Nest meiden..
Georg, Reinis Bruder, aktives Mitglied von Pro Natura Uznach Schmerikon, der uns Allgemeines über das Riet erzählt, weiss ebenfalls Interessantes zu berichten. Ein Beispiel: Der Schmetterling Grossmoorbläuling legt seine Eier auf den Wiesenknopf. Die Raupen fallen auf den Boden und werden von den Ameisen in ihr Zuhause getragen; die Raupen fressen einen Teil der Ameisenpuppen. Wenn die Bläulinge später ausfliegen wollen, werden einige (als Gegenleistung sozusagen) von den Ameisen gepackt, in das Innere des Haufens geschleppt und dort gefressen. Der Kleinmoorbläuling macht es ebenso, aber mit dem Lungenenzian.
Es gäbe so viel zu erzählen, der Platz im Heft ist aber begrenzt. Drum nur noch die Antwort auf meine Eingangsfrage: Reini hat untertrieben; wir hörten und/oder sahen 38 Vogelarten.
Caroline, Georg, Reini – herzlichsten Dank für die lehrreiche, spannende Exkursion!
Bericht: Cathérine Lieberherr
Bilder: Monika Stalder, Eva Hehli