2023-07-27
Ich hört’ ein Bächlein rauschen wohl aus dem Felsenquell,
Hinab zum Tale rauschen, so frisch und wunderhell……
Dieses zweite Lied aus dem Zyklus „die schöne Müllerin“ von Schubert hat mich auf der Wanderung immer wieder begleitet.
Zunächst aber stehen wir - sieben Frauen und zwei Männer - eher warm angezogen, auf dem Perron in Wattwil und warten auf den Zug nach Uznach. Himmel bewölkt und ein kalter Wind aus dem Obertoggenburg. Drei weitere Teilnehmer aus dem Umfeld von Wil werden in Bäretswil zu uns stossen.
Wegen Bauarbeiten an der Bahnstrecke fahren wir mit dem Ersatzbus auf einer kurvenreichen Strasse über die Hügel nach Rüti. Zwischen Wetzikon und Bäretswil sehe ich rechts aus dem Zugfenster frisch verschneite Bergspitzen.
Im VOLAND ein erster Höhepunkt: eine verführerische Auswahl von Leckereien hinter Glas und auf unserem Tisch frisches Gebäck, Kaffee und andere Getränke nach Lust und Laune.
So gestärkt starten wir unsere Wanderung auf einem schmalen Pfad zwischen sprudelnder Aa und einer Weide mit hohen verwitterten Grashalmen, in denen sich zwei Rinder tummeln und mich mit ihrem Bimmeln erfreuen. Zuerst geht es gemütlich eher flach voran. Später bin ich froh beim steilen Aufstieg meine Stöcke dabei zu haben. Als Belohnung für die Anstrengung, rechts des Weges überraschend ein malerischer Weiher. Für uns namenlos, aber sehr schön und romantisch in wilder Natur. Eine komfortable Feuerstelle mit luxuriösen kreisrunden Granitbänken und einem Tisch mit stilvoller Aluminiumplatte, gesponsert von der „Schweizer Familie“. Wanderluxus auf Schweizerart!
Nach einem steilen Aufstieg erreichen wir auf 995 m Stockrüti. Die alte Sagi Stockrüti liegt am Industriepfad Zürcher Oberland. Nach diversen Bauarbeiten und Reparaturen seit 1920 ist die von einem Wasserrad angetriebene Säge wieder in Betrieb. Mit Wasserkraft werden Baumstämme zu Brettern, die sich beeindruckend hoch rund um die Gebäude stapeln.
Nach einem weiteren Aufstieg erreichen wir unser Ziel, die Täufer-Hööli. Einer Naturkathedrale ähnlich wölben sich die Nagelfluhgebilde über uns. Vor uns von zuoberst ein feiner Wasserfall, dessen Wasser letztlich in der Aa weiterfliessen wird. Hinter uns der Eingang zur sagenumwobenen Höhle. Von Elisabeth erfahren wir, dass die Fläche der Höhle ungefähr 30 x 40 m misst und die Höhe bis 4 m beträgt. Dass in Felsritzen von ForscherInnen Besteck und Keramikteile gefunden wurden.
Wir verzichten auf eine Innenansicht und erklimmen auf massiven, mit Stahlplatten verschraubten Eichenstufen den steilen Weg zum Frauenbrünneli. Frauenbrünneli, weil die Frauen vor Jahrhunderten aus einer Quelle ihr Wasser nutzen und beschaffen mussten. Wir mit unseren komfortablen Wanderschuhen auf der sicheren Treppe können uns nicht vorstellen, wie die Frauen den Auf- und Abstieg mit blossen Füssen oder dürftigem Schuhwerk geschafft haben. Oben angekommen, sprudelt aus einem Stahlrohr frisches kaltes Wasser in einen Trog und erfrischt uns.
Am Waldrand, mit Blick auf den Hüttkopf direkt vor uns, die Glarneralpen rechts (Vrenelis Gärtli frisch verschneit im Sonnenlicht) und auf eine kleine Spitze vom Säntis über den bewaldeten Hügeln links, geniessen wir unser Picknick.
Der Abstieg gestaltet sich über eine lange Strecke ganz gemütlich. Erst kurz vor Steg geht es nochmals steil bergab. Am Schluss dann nochmals eine Begegnung mit dem eingangs erwähnten Bächlein. Diesmal nicht neben uns, sondern unter unseren Füssen im vom Unwetter ausgewaschenen Wanderweglein.
Am Ende belohnen wir uns mit einem Besuch bei VOLAND, den es auch in Steg gibt und stärken uns vor der Heimreise.
Einen herzlichen Dank an Elisabeth für die spannende gut recherchierte Wanderung.
Text: Esther Balmer
Fotos: Eva Hehli