2022-09-01
Luchsingen-Hätzingen, Diesbach-Betschwanden.… für Nichtglarner bereits eine Tour d’horizon noch vor dem Umsteigen vom Glarner Nichtsprinter in den vierrädrigen gelben Untersatz mit Posthorn inklusive gruppeninterner Geschichtslektion, weshalb der Kanton Uri so weit ins gefühlt Glarnerische reicht. Bei der Haltestelle SONNE am Urnerboden empfängt uns der Chef des gleichnamigen Restaurants auf der noch kühlen Terrasse trotz seines Ruhetags, und seine Frau bedient uns 9 Kaffeedurstigen drinnen zusätzlich mit den vorbestellten Gipfeli. Ansagegemäss 10h17 können wir schattenhalb und unter Wolken- oder Nebelschutz noch relativ wenig schweisstreibend in Richtung Fisetenpass loslegen. Eine vorverlegte Mittagspause verlängert unsere Gipfeli-Labung, damit wir das Auf-und-Ab bis zur echten Pause bei der Miniatur-Ausgabe des Pendants Perito Moreno, am Gletscherseeli unterhalb der Clariden-Nordwand, kräftig genug stemmen. Ein kleiner Schock entgegen weiterer Kaffee-Vorfreude, weil das Gemsfairen-Hüttli mit Fahnen-Beflaggung bereits von Weitem als bewartet erscheint: Autos mit Nummernschildern stehen in genügender Anzahl da, aber weit und breit keine kaffee-servierenden Sennen! Den weiteren Abstieg zu unserer dependenten Hotel-Loge gute 1 km westwärts der Klausen-Passhöhe schaffen wir dank genügend Training und Gewissheit, dass wir auch im Hotel-Neubau sowohl apero- wie znachtmässig bestens bedient werden.
Nach mehr oder minder gut überstandenem Massenlager-Schlaf gibt’s im genannten Neubau ein ebenso feines Frühstücks-Buffet und, auf Wunsch, ein Mittagsbrötchen für unseren 2. Tag, der prachtvoller fast nicht hätte starten können. Gleich zu Beginn erwartet uns ein steiler Abstieg über passstrassen-analoge Serpentinen an der Balmwand vorbei, gefolgt von einem fast ebenso stotzigen Wiederaufstieg an der Südflanke des Schächentals bis zur Alp Hütten, wo wir einen ersten Halt bei Sonnenschein vor den traumhaften Alphüttchen einlegen, die auf einer Holztafel zu Recht mit «S’ Träumli» beschriftet sind. Die nach unserer Rast erscheinenden Besitzer erlauben unseren Aufenthalt nach schüchterner Anfrage post-appetitem. Frisch gestärkt bringen wir auch weitere 400 Höhenmeter bis zum heutigen Kulminationspunkt am 2145 m hoch gelegenen idyllischen Bergsee unterhalb des Wäspen-Gipfels hinter uns. Dort werden wir zum Lunch durch eine ganze Herdenhorde weisser, brauner und schwarzer Schafe beleckt oder zumindest bedrängt. Nach weiterem Steilabstieg und zusätzlicher Rast auf einem Vorgipfeli mit Holzkreuz beginnen wir unsere letzte Wanderetappe bis zur verlassenen Ferien-Alp Wannelen, von wo wir unsere stark belasteten Knie dank der für Personen zugelassenen Luftseilbahn mit wahlweisem Kisten- oder Kabinen-Transport bis zum Talort Unterschächen-Ribi schonen können. Auf weitere Spezialbiere müssen Paul und ich uns leider bis zum Bahnhof Altdorf gedulden, den wir via prall gefüllten Postautokurs erreichen. Erst auf dem Perron fallen bis zu drei Regentropfen zufällig aus einer vorbeiziehenden Wolke auf uns, was uns noch dankbarer für die wohl organisierten und unfallfrei verlaufenen zwei wunderbaren Bergtage macht!
Bericht: Aldo Fontanesi
Bilder: Ruedi Flotron