2022-08-21
Am Sonntag, 14.8. starten am Bahnhof in Wattwil 9 Personen zur Tourenwoche mit Kurt Rohner.
Nachdem es wochenlang kaum geregnet hat und alles staubtrocken ist, scheint das Wetter, zumindest für den Anfang, heiss und sicher zu bleiben.
Mit dabei sind einige, welche die Tour vor zwei Jahren in Braunwald des Wetters wegen frühzeitig beenden mussten. Sie schliessen heuer sozusagen nahtlos an die Tour von 2020 an.
1.Tag Braunwald- Glattalphütte
Die Rücksäcke sind schwer und einige von uns sind froh, dass die heutige Etappe nicht so streng werden wird. Nach der Fahrt nach Grotzenbühl und einem Kaffeehalt inmitten des Bergturnfests, geht es richtig los. Das Gras schimmert schon gelblich, die Heidelbeerstauden beginnen sich rot zu färben, die Heidelbeeren sind überreif und die Sonne brennt heiss, während wir über den Chnügrat zum Gumen aufsteigen. Die Blumen sind mehrheitlich verblüht. Nur vereinzelt leuchten noch Schwalbenwurz-Enziane und Alpendisteln blau und violett durch die verblühten Stauden. Dann ändert sich die Landschaft abrupt. Wir bewegen uns durch die riesige Karstlandschaft des Glarnerlands.: Helle Felsbänder durchzogen von tiefen Rissen und Schrunden. Anfangs überwiegen die Felsen, später sind sie mehr und mehr von Gras überzogen und die weissen Punkte der Schafe und Ziegen leuchten in den sanft wogenden Graswiesen zwischen Ergismatt und Charethüttli. Nach gut 5 1/2 Stunden erreichen wir die Glattalp. Wir sind 1120 m auf- und 770m abgestiegen.
2.Tag Glattalp-Urnerboden
Nachdem es in der Nacht geregnet hat, scheint am Morgen wieder die Sonne. Die Nebelschwaden treiben noch herum. Der Aufstieg auf die Mären ist schweisstreibend und steil. Aber dann stehen wir oben und ein weiteres Mal beeindruckt uns die grösste Karstlandschaft der Schweiz. Da liegen riesige Steinplatten vor uns, durchzogen von Spalten und Rinnen, zum Teil sehr tief, zum Teil erst wie Kugelbahnen in eine Steinplatte eingegraben. Wir umgehen den ganzen Karstkessel, der uns wie eine riesige Freiluftarena vorkommt. Immense Felswände umgeben die Arena und wir überspringen gefühlt Tausende von Spalten. Wie froh sind wir über die vielen Markierungen, denn in dieser Landschaft will sich niemand verlaufen oder den Weg verlieren. Vom Firnenloch geht es steil hinunter zum Urnerboden und plötzlich müssen wir unsere gemütliche Rast bei der Läcki abbrechen, denn Regenwolken ziehen auf. Trockenen Fusses erreichen wir unser Hotel auf dem Urnerboden, bevor es zu regnen beginnt. Auf dem Urnerboden können wir auch die fünfspännige Postkutsche bewundern, die mit 8 Passagieren von Dietfurt nach Airolo unterwegs ist. Aufstieg: 620 m, Abstieg: 1130 m, Marschzeit: 5 Stunden
3. Tag Urnerboden Claridenhütte (Königsetappe)
Um etwas Kraft zu sparen kann man den Fisetenpass per Luftseilbahn erreichen oder man marschiert in knapp zwei Stunden hinauf. Dann führt der Weg gut markiert steil hinauf zum Gemsfairenjoch. Nach gemütlicher Mittagsrast wagen wir uns auf den Gemsfairenstock und blicken hinunter auf den Claridenfirn und die imposante Gletscher- Gipfelwelt des Tödi. Mit 2949 Metern ist dies der höchste Punkt unserer Tour. Der Abstieg hinunter zur Claridenhütte ist sehr steil und rutschig und auch die Überquerung des Gletschers, der zwar von Schutt und Kies fast gänzlich überdeckt ist, erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Müde, stolz und glücklich erreichen wir die Claridenhütte nach 6 1/2 Stunden Marschzeit und 1670m Auf- und 600 m Abstieg.
Der Wetterbericht wird schlechter. Weil der Donnerstag aber relativ trocken zu werden verspricht, beschliesst Kurt am Mittwochabend schon, dass wir die Tour fortsetzen und am Donnerstag in der Muttseehütte schlafen werden.
4.Tag Claridenhütte- Fridolinshütte
Der heutige Tag soll nicht so streng werden. Deshalb soll die Besichtigung der ersten SAC-Hütte, der Grünhornhütte noch an die Tour angehängt werden. Der Wind ist stark an diesem Tag und immer wieder spritzen einige Regentropfen auf die Hüllen unserer Rucksäcke. Über den Ochsenstock, den man ganz oben nicht betreten darf, denn alles scheint zu bröckeln und das Gebiet wird von einer Kamera überwacht, erreichen wir früh die Fridolinshütte- Nach einem Suppenstopp in der Hütte klettern wir ohne Rucksäcke hinauf zur Grünhornhütte, der ersten SAC Hütte überhaupt. Tief unten dröhnen die Schmelzwasser des Bifertengletschers. Über uns, in nächster Nähe, der Hängegletscher des Tödi. Wie ein Adlerhorst thront die Hütte auf einem Felsvorsprung. Heute ist sie ein Museum und wird nicht mehr als Unterkunft benutzt. Heute sind wir in 5 Stunden 890 m auf- und 1220 m abgestiegen.
5.Tag Frodolinshütte- Muttseehütte
Der Tag beginnt neblig und so soll es bleiben. Es wird den ganzen Tag nicht regnen, unsere Haare werden am Ende trotzdem durchnässt sein. Wir verlassen die Fridolinshütte, nachdem wir mehrmals die Kleidung gewechselt haben. Regenhosen oder nicht? Warme oder leichte Jacke?
Es geht ständig abwärts, hinunter nach Tierfehd. Bis Hintersand ist der Weg steil und erfordert gute Konzentration. Ab Hintersand bewegen wir uns auf einer Fahrstrasse. In der Linthschlucht bestaunen wir die ausgewaschenen Felsen und wilde Natur. Bei der Pantenbrücke entdecken unsere unermüdlichen Frauen: Lisbeth, Manuela und Rosemarie einen Wanderweg, der hinauf zur Muttseehütte führt und beschliessen kurzerhand den gesamten Aufstieg zur Muttseehütte zu Fuss zu gehen. Wir anderen benützen die Seilbahn zum Chalchtrittli, die man für die Erstellung des Limmerenstausees errichtet hat. In zwei Stunden erreichen wir durch dichten Nebel wandernd die Muttseehütte. Auf dem Weg blicken uns zwei Steinböcke entgegen und einige Prachtexemplare von Edelweissen winken am Wegrand. Für die Tour benötigen wir gute 5 Stunden. Wir sind 920 m hinauf und 1510 m hinab gewandert. Unsere Sportlerinnen erreichen nur wenig später die Muttseehütte auch. Für einige Augenblicke kann man das Kistenstöckli, den Wanderweg zum Kistenpass, und die Kistenpasshütte durch den Nebel erblicken. Das wäre unsere Tour für den 6. Tag. Aber was sich schon lange angekündigt hat, trifft ein. Der Morgen des 6. Tages ist verregnet.
6. Tag Muttseehütte- Linthal
Kurt beschliesst, dass es keinen Sinn macht nach Brigels weiterzuwandern. Es regnet stark und ausdauernd. Gut eingepackt und mit Schirmen bewaffnet, machen wir uns auf den Abstieg. Wir wollen hinunter zum Limmerensee und durch den Tunnel zum Chalchtrittli. Die Wege füllen sich schnell mit Wasser. Oben in den Felsen sind die Rinnsale klar. Je tiefer wir kommen, je grauer und brauner sind die uns begleitenden Bächlein. Bald schiesst es über viele Felsen. Die Rinnsale werden zu Bächen und Wasserfällen. Wir sind froh, durch den Tunnel, halbwegs trocken weitergehen zu können. Unten in der Tierfehd ist es noch nicht einmal Mittag. So früh darf eine Tour nicht beendet werden. Also wandern wir weiter auf dem Wanderweg, Linthal zu. Manch ein Schuh hält so viel Wasser nicht aus und ist durchnässt. Im Garten einer Pizzeria schälen wir uns aus unseren Regenhüllen und geniessen ein leckeres Mahl, bevor wir uns auf den Bahnhof Linthal begeben und die Heimreise antreten.
Wir sind Kurt Rohner für die umsichtige Planung, die gute Organisation und die kompetente Führung sehr dankbar.
Lieber Kurt, herzlichen Dank! Wir kommen wieder: Manuela, Rosemarie, Lisbeth, Pia, Paul, Sepp, Martin und Heidi
Text: Heidi Schiess
Fotos: Sepp Rüegg