2020-11-28
Aus verschiedenen Richtungen besammelten sich die Abenteurer am Samstagmorgen im Restaurant Hölloch in Muotatal. Im Oberstübli des Restaurants konnte man sich umziehen und danach im nicht weit entfernten Lokal des Trekking-Teams mit Helm Lampe Stiefel und Klettersteigset ausrüsten. Vor dem Briefen wurden die Essensvorräte für Znacht und Zmorge auf alle Teilnehmer verteilt. Kusi und Jonny, unsere beiden Höllochexperten, erklärten uns an einer Übersichtskarte mit einfachen Zügen das riesige Höhlensystem mit über 200 km vermessenen Gängen, die sich in alle Himmelsrichtungen verästelten und wieder verbanden. Noch schnell ein Foto vom Plan gemacht, damit man sich im Notfall ja nicht verirrt, stiefelten wir endlich los durch eine Schlucht Richtung Höhleneingang. Bei der Verabschiedung vom Tageslicht kamen dann unsere im Helm integrierten Stirnlampen zum Einsatz. Der 4-Stufenschalter spendet bei sparsamen Umgang für eine Woche Licht, hingegen bei Vollicht ist nach ein paar Stunden Ende Feuer! Ziemlich bequem marschierten wir am Anfang auf betonierten Wegen mit alten Eisengeländern vorwärts. Eingemeisselte Stufen im Fels und gesprengte Stollen lassen die enorme Arbeit der Hölenenthusiasten erahnen! Uralte Keramikisolatoren an der Höhlenwand bezeugen die elektrische Beleuchtung in den frühen Jahren, als man die Höhle einem breiten Publikum zugänglich machen wollte. Ein Jahrhunderthochwasser spülte diese Pläne allerdings den Bach runter. Irgendwann hörte der bequeme Weg plötzlich auf, der letzte Treppentritt führte uns in eine Sandhalde, die wir hinunterstapften. Immer weiter drangen wir in die Höhle vor, mal aufwärts mal runter, links und rechts, auf Fels, Sand, Kies und Lehm. Mich verwunderte der gute Grip der Gummistiefel. Aufpassen musste man bei glänzenden Stellen. Der feuchte Lehm auf dem Fels , poliert durch jahrzehntelanges Begehen der Forscher, gab eine ziemlich glitschige Sache ab, ein grosser Vorteil bei Abwärtspassagen auf dem Hosenboden. Meine Vorstellungen von dieser Tour waren schon lange übertroffen und wir waren noch nicht mal beim Biwak! Plötzlich standen wir vor einer Felswand. Eine alte Eisenleiter führte uns in die Höhe. Sichern konnten wir uns an einem Drahtseil mit dem Klettersteigset. Immer wieder treffen andere Gänge auf unseren und ich glaubte nicht mehr so recht dass mir das Foto vom Höhlenplan hilfreich sein könnte. Mit mega Kohldampf, der sich schon eine Zeit lang bemerkbar machte, traffen wir endlich im Biwak ein. Wir stillten unseren Hunger aus dem Rucksack und bestaunten das gut eingerichtete Lager mit Tischen, Bänken, Kochstelle und einem grossen gepolsterten Massenlager. Frisch gestärkt und nur noch mit leichtem Gepäck erforschten wir weitere Gänge. Alle die geglaubt hatten, dass wir auf dieser Tour aufrecht durch das Hölloch spazieren und uns allenfalls mal bücken müssten, revidierten diese Vorstellung spätestens auf dieser Nachmittagstour. Ungläubig beobachteten wir, wie Kusi sich robbend durch ein recht enges Loch zwängte. Nicht jedem gelang diese Herausforderung auf Anhieb, doch unsere beiden Höhlenforscher waren auch top Mental Coaches! Beeindruckend war auch ein rasanter Rutsch durch eine 50 cm hohe Felskluft, genannt Gespensterstollen. Unten angekommen erwartete uns eine knifflige Strickleiter, an der uns Jonny nach oben sicherte. Sehr imposant waren auch die filigranen Spaghettistalaktiten und zahlreiche weitere Sinterobjekte. Bei einem anderen Biwak legten wir einen kurzen Rast ein. Wieder einmal abwärts an Bauchbremsseilen erreichen wir den Styx-See, den wir jeweils zu zweit in einem kleinen Boot überwinden. Auf dem „Heimweg“ schauen wir uns noch den Wasserdom an, den Jonny von oben beleuchtet. Müde erschöpft und glücklich erreichten wir spät unser Biwak. Um 22.30 Uhr dürfen wir noch einen 3-Gänger geniessen, Salat, Spaghetti und Dessert. Nach dem Abwasch freuten wir uns dann auf den Schlafsack.
Ausgeschlafen und top motiviert brachen wir nach einem feinen Zmorgen auf, um einen weiteren Höhlengang zu erforschen. Vorbei am Glitzertor, dann den oberen Domgang aufwärts zur Regenhalle und dem Hexenkessel, wo eine Strickleiter zum Hochsystem führt (Das Hölloch verfügt über 3 Ebenen. Wir bewegen uns in der Mittleren). Vorbei am Todesschlund und über den Zwetschgenstein kletterten wir in den Himmelsgang. Kurz vor dem Nadelöhr gingen wir bei einer Flasche, wo wir unsere Rucksäcke deponieren konnten, rechts weg in die 800 m lange Galerie. Wir bestaunten auch wieder jahrtausendalte Kunstwerke der Sinterproduktion. Wie am Tag zuvor stellten wir uns wider einer ca. 22 cm engen Herausforderung. Für zwei von uns ein schier undurchdringbares Hindernis. Unsere beiden Guides mit ihrer beruhigenden Art, Geduld und Motivationskraft bekamen auch dieses Problem in den Griff! Die Freude und das Glücksgefühl, nachdem die beiden den Engpass geschaft hatten, bekam das ganze Team zu spüren! Ase schö! Am Ende dieser 800 m traffen wir wieder auf den Himmelsgang, dem wir folgten, dann nur noch durchs Nadelöhr und schon waren wir wieder bei der Flasche. Aus dem Rucksack noch etwas futtern und dann wieder zurück auf schon gestiefelten Wegen. Langsam machte sich bei einigen auch der Höhlenkoller bemerkbar. Es gab sogar solche, die sich am morgen schon nach Tageslicht sehnten. Zurück im Biwak räumten wir alles auf, packten unsere 7 Sachen samt Abfall in den Rucksack und sagten unserer Lagerstätte tschüss. Auf bekanntem Weg marschierten, rutschten und kletterten wir stetig in Richtung Ausgang. Nach 27 Stunden standen wir wieder unter freiem Himmel. Lehmverschmiert, glücklich und dankbar, so etwas erleben zu dürfen, konnten wir uns im Restaurant Hölloch wider umziehen und gönnten uns dort anschliessend noch einen feinen Znacht.
Herzlichen Dank an den guten Teamgeist für dessen alle Teilnehmer verantwortlich waren an unsere super Guides Martin Kuser und Jonny Schönenberger und an Hanspeter Kalt der diese unvergessliche Tour organisiert hat!
Also Leute wenn wieder einmal so eine Tour ausgeschrieben wird, sofort buchen, sonst schnappen euch Jenny und Kurt die Plätze weg!
Nick Baumann Foto: Nick Baumann und Reini Wick
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