2020-03-12
Ein grosses Taschentuch sei mitzunehmen, hiess es in der Ausschreibung. Wir fragen uns alle neugierig wozu. Bevor Agnes das Geheimnis lüftet, nehmen wir den ersten Teil der Wanderung unter die Füsse. Auf touristischen Pfaden geht es durch den Stadtturm in die Altstadt, dann 449 Treppenstufen hinauf zur Burgruine Stein, ein historischer Ort fürwahr, hat doch dort oben König Albrecht I seinem Neffen Johann die Bitte, er möge ihm sein Erbe herausgeben, abgeschlagen, was dazu führte, dass er wenige Stunden später an der Reussfähre bei Brugg ermordet wurde. Auch in andern Bereichen schreibt Baden Geschichte: Schon vor 2000 Jahren sozialer Treffpunkt der Römer seiner Thermen wegen. Im Mittelalter Ausbau der Bäder. Weiterer Aufschwung (1847) mit der Eröffnung der ersten Eisenbahnlinie der Schweiz von Zürich nach Baden (Spanischbrödlibahn).
Wieder zurück in der Altstadt bestaunen wir die malerischen Gässchen und ihre Häuser mit Namen wie Haus zum Kupfernagel, zum Goldenen Hahn oder zum Paradies. Von da geht’s am Ölberg vorbei in den Himmel, wo wir Kaffee mit dem obligaten Gipfeli geniessen. (Für nicht Eingeweihte: Himmel ist der Name einer seit 1849 bestehenden Konditorei, Confiserie; an der Aussenseite der katholischen Stadtkirche befindet sich ein Relief vom Ölberg, das nur in der Karwoche zu sehen ist).
Anschliessend geht es der Limmat nach zu den Bädern. Es wird nach dem Himmel vorübergehend etwas teuflisch. Schwefelgeruch! Woher? Aus einem Brunnen fliesst mineralhaltiges, leicht nach Schwefel riechendes Wasser. Gesund soll es sein! Nicht alle, aber doch einige trinken davon. Im ca. sechshundert Jahre alten Badehotel «Zur Blume». bestaunen wir den überdeckten Lichthof, sehen aber, da wir keine Hotelgäste sind, davon ab in höhere Regionen empor zu schweben, das heisst wir wagen es nicht, den nostalgischen Personenaufzug aus dem Jahr 1898 zu benützen. Im Hotel darf man sich umziehen um draussen zu baden, zur Zeit in einer alten Badewanne oder in einem kleinen Becken. Sehr einfach! Doch das wird sich ändern. Nächstes Jahr schon soll eine moderne Badanlage von Stararchitekt Mario Botta seine Pforte öffnen.
Das Taschentuch! Fast hatte ich einen der Höhepunkte des Tages vergessen. Es dient als Frottiertuch. Ein acht Meter langes Fussbad mit warmem Thermalwasser lädt uns zum Verweilen ein.
Nach dem Stadtrundgang die Wanderung von Turgi zum Limmatspitz, eine idyllische Landschaft, geprägt vom Wechsel zwischen Hoch- und Niedrigwasser. Den Eisvogel, der hier leben soll, sehen wir leider nicht, dafür viele Spuren vom Biber.
Liebe Agnes, es war eine erlebnisreiche schöne Tour – herzlichen Dank!
Text: Catherine Lieberherr
Fotos: Ruedi Flotron, Eva Hehli
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