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Zeitreise durchs Martinsloch (2640 m)

2018-09-23

Dass die Tour von Elm durchs berühmte Martinsloch nach Flims auf den Sonntag verschoben würde, war früh klar. Nicht klar war morgens um 8 Uhr in Elm bei wolkenverhangenem  Himmel und auf schmierig-nassem Schafsweg ab Tschinglen, ob es richtig war, die Tour überhaupt durchzuführen. Aber dann brach die Sonne durch ein Wolkenloch und kündigte einen wunderbar warmen, sonnigen ersten Herbsttag ein. Durchs Martinsloch! Das möchten viele, und so war die Tour mit begrenzter Teilnehmerzahl früh ausgebucht. Dass dann nur 6 statt 11 Teilnehmer antraten, nahm unser Sektions-Tourenchef himself gelassen, denn die Rekognoszierung hat gezeigt, dass das Martinsloch mit einigem steil gelagertem Geröll aufwartet, so dass weniger Leute mehr Sicherheit bedeuten.

Das Loch in der Glarner Hauptüberschiebung selbst ist zwar gemäss Tourismus Elm 22m hoch und 19m breit (laut NAGRA: 18 bzw. 15m; kommt halt drauf an, wer wo zu welchem Zweck misst), bietet aber nicht viel Platz auf abschüssigem, schmalem Boden. Umso besser, dass die geführte Gruppe aus Elm (CHF 100 pro Person) und wir geführte SAC-lerInnen (CHF 10 pro Person; s. Foto, darf auch mal gesagt sein) gut getimt unterwegs waren und einander nie in die Quere kamen.

Ein ausgerissener Bohrhaken und ein aufgerolltes Drahtseil, das wohl für die letzten zehn Meter der oberen Querung auf der Flimserseite gedacht wäre, liessen doch die Frage aufkommen, ob ein im UNESCO-Kulturerbe Tektonikarena Sardona weltweit propagierter Durchgang nicht sorgfältiger unterhalten werden müsste. Es gibt auch hier ein Dafür und Dawider. 

Dass unser bewährter und geduldiger Führer sichtlich erleichtert war, als wir wieder sicheres Geröll unter den Füssen hatten, habe ich sehr verstanden. Zudem rutschte es sich nun ganz bequem auf dem zäh-plastischen Schutt nach unten. Unter uns liegen der gewaltige Kessel Muletg da Sterls und die eiszeitliche Plaun Segnas sut. Wir halten inne bei den beiden stupa-ähnlichen steinernen Mahnmalen, die an die Opfer des Ju-52 Absturz erinnern. Erneut stellt sich dem nachdenklichen Bergsteigenden eine Frage: Welche Risiken sind gesellschaftlich akzeptiert, welche nicht? Der Oldtimer-Tiefflug im Hochgebirgskessel? Das Martinsloch ohne Helm?

In die Plaun Segnas sut entwässert mit schönem Wasserfall der Glatschiu dil Segnas, solange es ihn noch  gibt, also nicht mehr sehr lange. Wir sahen sie noch, den Gletscher und den Fall.

Bald wird es wieder soweit und gleich auch vorbei sein: Die Sonne scheint für einen kurzen Moment durchs Loch auf den Kirchturm von Elm. Ein Zeitmesser für Frühling und Herbst, gewiss; mit geologisch erklärbarer Entstehung vor Jahrmillionen. Ein Symbol also für Vergänglichkeit und Beständigkeit.

Gemächlich bringt uns die Sesselbahn von Naraus nach Flims, die Trias aus Piz Ela, Tinzenhorn und Piz Mitgel grüsst am Horizont zum Abschied und erinnert an Vergangenes.

Reini Wick, souveräner Führer, mit den dankbaren Elfride, Iris, Trudi, Kurt, Martin und Walter.