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Tourenwoche im Lukmanier- und Oberalpgebiet

2018-08-13

Tagesziel 1: Medelserhütte, 2524 m ü. Meer

Spätestens auf dem Churer Bahnhof hatte Kurt seine Gruppe, fünf Frauen und fünf Männer, beisammen. Die Fahrt führte über Disentis nach Curaglia am Lukmanierpass. Hier hiess es Rucksack auf zum Kaffeehalt. Es war der Tag mit den meisten Niederschlägen, so, dass einige ihre Schirme zum Schutz vor den Regenschauern zu Hilfe nahmen. Es sah zwar nicht sehr „sennisch“ aus, aber Gesundheit kommt angeblich vor Schönheit. Zur Aufmunterung verzog sich Kurt beim Zwischenhalt in die Heidelbeeren und brachte so jedem Gruppenmitglied mindestens drei Beeren zum Dessert. Der Weg zur Medelserhütte wurde immer steiler und die Temperaturen kühler. Das erste Tagesziel war nach gut fünf Stunden erreicht.

Tagesblitz: Die Finger von uns waren teilweise so klamm, dass man kaum den Doppelknopf bei den Schuhbändeln oder die Schnalle des Rucksackes zu öffnen vermochte.

 

Tagesziel 2: Überquerung des Lavazgletschers und Motterasciohütte, 2151 m ü Meer

Am zweiten Tag war uns der Wettergott schon sehr wohlgesinnt. Nach dem kurzen Abstieg ins Val Lavaz suchten und fanden wir einen Weg über den Lavazgletscher. Kurt und Paul zeigten sich als zwei gut eingespielte und erfahrene Tourenleiter. So brachten sie uns gefahrlos über den Eisklotz zum Fuorcla Sura da Lavaz auf 2702 m. Der Abstieg zum Greinapass, anfänglich aus vielen Felsbrocken bestehend, forderte einiges an Konzentration und Stehvermögen. Je näher wir der Greinaebene kamen, desto freundlicher wurde der Weg. Die Alpenflora war trotz des trockenen Sommers bewundernswert. Ein aufziehendes Gewitter entlockte uns die letzten Reserven und wir marschierten mit schnelleren Schritten unserem Tagesziel entgegen.

Tagesblitz: Ein Tag mit der vollen Wetterpalette: Regentropfen, dicke graue Wolken, Nebel, Wind, Sonnenstrahlen, Blitz und Donner, Kälte, Hitze, Eis und ein kühles Bier!

 

Tagesziel 3: Abstieg nach Campo Blenio und Aufstieg zur Bovarinahütte, 1870 m ü. Meer

Wer die Höhenangaben vergleicht, denkt an einen lockeren Abstieg von rund 300 Metern. Der Weg zum Lago di Luzzone, wird übrigens für 1,3 Millionen saniert, über die Staumauer nach Campo Blenio auf 1215 m hatte es in sich. Alle waren froh um die wunderbare Aussicht, die flachen Zwischenstücke und den Kaffeehalt bei der Staumauer. Durch das Val di Campo stiegen wir bei sehr warmen Temperaturen durch herrliche Lärchenwälder zur Bovarinahütte.

Wie überall auf unseren SAC Hütten wurden wir herzlich begrüsst und fein verpflegt.

Tagesblitz: Nach zwei Tagen veganischer Hüttenverpflegung endlich Fleisch auf dem Teller.

 

Tagesziel 4: GanaNegrapass, 2433 m; Lukmanier, 1917 m und Cadlimohütte, 2570 m ü. Meer

Ein weiterer wunderschöner Tag begann. Während der Aufstieg zum Gana Negrapass über kahlgefressene Alpweiden ein Genuss war, wurden unsere Oberschenkelmuskeln beim Abstieg zum Lukmanierpass arg strapaziert. Aus guter Entfernung beobachteten wir den Alphirten mit seinen Kühen und konnten feststellen, dass der Umgang mit ihnen und seinem Treibhund nicht immer nur Honigschlecken ist. Das „Porco dio“ entlockte uns ein Schmunzeln. Der Getränkehalt auf der Passhöhe liess uns die Strapazen aber schnell vergessen. Nach einem Blitzbesuch in der schlichten, modernen Kapelle, wo für die bisher unfallfreien Touren gedankt und für weitere tolle Erlebnisse gebetet wurde, stiegen wir in der Mittagshitze zum Cadlimotal hoch. Der steile Aufstieg und die Abkürzung hatten sich gelohnt. Allmählich ansteigend folgten weitere gut zwei Stunden wandern, vorbei an Schafherden mit Ziegen bestückt und wunderschön gelegenen, prachtvollen Bergseelein von einer einzigartigen Flora umgeben. Während sich die männlichen Teilnehmer lieber ein zweites kühles Getränk gönnten, nahmen sich die Frauen im nahe bei der Hütte gelegenen See ein sehr erfrischendes Bad. Der Abend hatte einen musikalischen Ausklang. Eine DAV Sektion aus dem Allgäu animierte mit ihren Gesängen Gleiches zu tun, anfänglich auf scheue Distanz. Später rückten wir unsere Tische zusammen und fanden einige gemeinsam bekannte Melodien und Texte und liessen so den Tag stimmungsvoll ausklingen.

„Alls was bruchsch uf där Welt, das isch Liebi, frohi Stunde und en guetä Fründ, alls was bruchsch üf där Welt hesch du sälber, tues verschenkä ond freu di dra!“

Tagesblitz: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder!

Tagesziel 5: Blauweiss zum Piz Borel 2952 m und Abstieg zur Maigehlshütte, 2314 m ü.Meer

Der Wettergott war uns weiter wohlgesinnt. Kurt entschloss sich zur Routenänderung, die er schon im Hinterkopf gespeichert hatte. Zeitig zogen wir los, die Temperatur lag auf dieser Höhe um den Gefrierpunkt. Auf jeden Fall war der nahe gelegene See, der die Hütte mit Wasser versorgt, mit einer kleinen Eisschicht bedeckt. Aber das Wandern den blauweissen Markierungen folgend, machte Spass. Zudem änderte sich die Landschaft alle paar hundert Meter. In einer Senke deponierten wir nach rund einer Stunde Aufstieg unsere Rucksäcke und stiegen der Nase - und dem GPS folgend - zum Piz Borel hoch! Der Abstecher hatte sich gelohnt: die Routenwahl, die herrliche Rundsicht, die Begegnung mit Steingeissen, Kitz und jungen Steinböcken liessen sogar den Verlust meiner Sonnenbrille vergessen. Zurück bei unserem Gepäck gönnten wir uns einen feinen Znüni aus dem spärlichen, wohldosierten Proviant. Der weitere Abstieg, immer noch blauweiss, hatte es nochmals in sich. Wir erreichten den Borengopass auf 2631m und machten kurz darauf bei einem glasklaren Bergsee Mittags- und Badehalt. Das Tagesziel war nachher nicht mehr weit entfernt.

Tagesblitz: Höchster Punkt der Woche erreicht und Höhepunkt: Ein Bad im vom Gletscherwasser gekühlten See, da brauchst du nachher bestimmt einen Tee – oder doch wieder ein Sonnenbräu!

Tagesziel 6: Tomasee, Badushütte, Pazolastock, 2739 m; Oberalppass 2044 m ü.Meer

Stimmungsvoll begann der Tag, Nebelschwaden zogen vom Oberalppass her, von Sonnenstrahlen durchbrochen, durchs Val Maighuel. Der Tomasee, offizielle Rheinquelle, war bald erreicht und die nahegelegene Badushütte auf 2503 m ebenfalls. Ein romantischer Ort, fast wie ein Museum das Innere, in ähnlichem Stil wie unsere Clubhütte bewartet. Ein Kaffeehalt lag noch drin, bevor wir weiter zum höchsten Punkt unseres heutigen Tages auf 2743 m stiegen. Dort gönnten wir uns einen kurzen Znüni und einige lauschten den Klängen meiner Mundharmonika. Dann wanderten wir bei herrlichem Bergwetter am Pazolastock vorbei schnurstracks zum Oberalppass.

Tagesblitz: Ziel erreicht, aber  - ein Insider - der höchste Punkt auf einer Landkarte ist nicht immer mit einem Namen versehen!

Herzlichen Dank Kurt, dass du uns ohne grösseren Blessuren über alle Berge führtest, merci für  deine ruhige, kompetente, witzige Begleitung und grazie, dass wir nach der Ankunft auf den Hütten immer genügend Zeit hatten für ein kühlendes Getränk und einen Aufenthalt im Waschraum – eine unvergessliche, eindrückliche Tourenwoche 2018 – grazia fitg!

TeilnehmerInnen: Manuela, Silja, Angela, Rosmarie, Pia, Paul, Sepp, Martin, Ruedi

 

Text und Fotos: Ruedi Schwizer