2018-02-24
Rotrüfner. Hand aufs Herz: Wer kennt diesen 2‘462 Meter hohen Berg mit diesem doch eher speziellen Namen? Im Fall der neunköpfigen Skitourengruppe war es lediglich Leiter Pius Kressibucher, der ihn als «Einheimischer» bereits einige Male bestiegen hat. Zu Rotrüfners Nachbarn zählen unter anderem das Wissgandstöckli, der Spitzmeilen, der Pizol und der Piz Sardona. Bei schönem Wetter – Petrus sei Dank war es bei uns so – bietet der Gipfel eine herrliche Aussicht. Die Zufahrt zum Ausgangspunkt Logs führt über das wild-romantische Weisstannental, das in seiner Vertikale Eindruck schindet. Links und rechts geht es steil hoch, einzig im Dorf Weisstannen bleibt etwas mehr Himmel zwischen den Bergspitzen hängen.
Übrigens gibt es in Weisstannen eine Tagesschule (für Schülerinnen und Schüler aus dem Tal und aus Mels) sowie ein Museum. Letzteres erzählt beispielsweise die Geschichte des Auswanderers Joseph Anton Pfiffner (1843) und führt in die Welt der Steinböcke ein. Vor gut hundert Jahren war der Steinbock in der Schweiz ausgerottet. Damals wurden einzelne Exemplare von Italien nach St. Gallen geschmuggelt. Die ersten fünf Exemplare wurden 1911 im Rappenloch im Weisstannental ausgesetzt. Heute leben hier im Jagdbanngebiet Graue Hörner wieder mehrere hundert Steinböcke. Im Museum ist übrigens auch die Rede von Hexen, die noch heute herumfliegen sollen. Wir haben – wenn überhaupt – nur solche auf zwei dünnen Brettern gesehen.
Für die Schreibende ist das Weisstannental zudem mit Kindheitserinnerungen verbunden. Ihr Vater war einige Jahre als Jäger in diesem wilden Terrain unterwegs. Spätestens beim Anblick des 15-köpfigen Gamsrudels in Gipfelnähe und den ersten Losungen beim steilen Aufstieg durch den Wald zur Alp Undertüls sind die Erinnerungen an abenteuerliche Geschichten von steilen Hängen, grossen Gamsrudeln, stolzen Steinböcken und prächtigen Hirschen – heute käme noch der Wolf dazu – wieder wach geworden.
Schnell wurde klar, dass diese Skitour erst ab Lawinenstufe mässig in Betracht gezogen werden sollte. Die Hänge sind steil, was die Abfahrt zu einem Highlight und den Aufstieg von rund 1420 HM zu einer doch etwas strengeren und an diesem Tag warmen Angelegenheit macht. Gestartet wird wie bereits erwähnt beim Parkplatz Logs. Bis zum P. 1159 geht es gemächlich der Fahrstrasse entlang. Von dort hoch auf ca. 1270 Metern über den Tülsbach, weiter dem eingeschneiten Wanderweg über P. 1355 bis zur Alp Untertüls. Von dort weiter hoch zur Alp Obertüls, ins Chammloch und durch die Mulde bis zum Gipfel des Rotrüfners.
Die wirklich tolle Abfahrt auf langen Hängen mit frühlingshaftem Sulzschnee führte die aufgestellte Gruppe übers Chammloch - Chilchenen – Milchplangg – Willaui – Vorsiez wieder zurück nach Logs. Ja, ja – den Rotrüfner werden wir so schnell nicht vergessen, auch wenn sein Name nicht so einfach zu merken ist. Zum Glück gibt es eine total logische Eselsbrücke: Rotrüfner = rote (weil blutig) Rufe infolge eines heftigen Zusammenstosses mit einer fliegenden Weisstannen-Hexe. Wie auch immer – es war eine super Tour! Vielen Dank Pius für die gute Leitung und die schönen Stunden, die du uns allen beschert hast.
Franziska Schawalder
Teilnehmende: Kressibucher Pius (Leiter), Judith Boller-Widmer, Daniel Boller, Franz Broger, Hampi Brunner, Aldo Fontanesi, Markus Frey, Marlis Rohner und Franziska Schawalder.
Fotos von Franziska Schawalder, Pius Kressibucher