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Haldensteiner Calanda

2017-07-24

Die diversen Wetterpropheten sägten einmal mehr tagelang an meinen Nerven. „Am Morgen noch Restwolken, teilweise sonnig, vom Mittag an Schauer, gegen Abend heftige Gewitter", so lauteten die Prognosen. Soll, muss, darf man bei solchen Voraussagen auf eine so grosse Tour gehen? Jetzt darf ich feststellen, dass die Entscheidung die Tour zu starten, richtig war.

Um 7 Uhr trafen sich 9 Toggenburger Senioren und ein Gast in Vättis 943 m. Während die Chauffeure ein „Auto-Verschiebe-Manöver" erledigten, startete der Rest der Gruppe durchs Dorf, wechselte über Tamina und Görbsbach die Talseite, dorthin wo sich der eigentliche „Einstieg" zur Calandatour, auf etwa 990 m über Meer befindet. Als die Fahrer auch wieder eingetroffen waren, konnte unsere Seniorentour hier richtig beginnen.

Das Weglein im Wald ist schmal, zum Teil sehr steil und schweisstreibend. Bei der ersten Pause - auf dem Gontscherolaboden, während eines letzten Schauers - ergab sich die günstige Gelegenheit, den KollegInnen die neusten Regenjacken, Schirme und Rucksacküberzüge vorzuführen. Dann führte die Route weiter durchs untere, dann über einen Felsaufschwung ins mittlere Haldensteiner Schaftäli, zum Rastplatz oberhalb der dortigen Wettermessstation. Die neue, blauweiss markierte Route geht nicht mehr durch den Felsspalt, sondern links steil dem Felsband entlang und über die südwestwärts gerichtete Geröllhalde direkt zum Südgrat. Hier erregten einige botanische Raritäten die Aufmerksamkeit der Blumenfreunde. Besonders eine Ansammlung von Mont Cenis Glockenblumen (Campanula cenisia) sowie die Edelraute (Artemisia genepi), welche neuerdings - so ist gesagt worden - nicht mehr geschützt sein soll. Nach 5 ¾ Stunden und ca. 1880 (!) Höhenmetern erreichten alle den Gipfel des Haldensteiner Calanda 2804 m, dem Churer Hausberg. Bei angenehmer Temperatur genossen wir die grandiosen Tiefblicke ins Rhein- / Tamina- und Calfeisental. Die ganz klare Fernsicht zeigte sich nicht, die bekannten Bündner und St. Galler-Oberländer Berge liessen sich jedoch schon identifizieren. Nach den einschlägigen Gipfelritualen und einer ausgedehnten Ruhepause, begannen wir den Abstieg. Via Normalroute dauerte er eine gute Stunde, bevor wir uns in der sonnigen „Gartenwirtschaft" der Calandahütte SAC 2074 m zu Süssmost, Apfelwein oder Bier niederlassen konnten.

In der alten, zwar etwas dunklen Hütte, (kürzlich fand die Hundertjahrfeier statt) fühlten wir uns wohl. Sie hat wieder (!) eine neue Hüttenwartin. Im sehr grossen Schlafraum konnten sich alle - je nach Vorliebe - den besten Platz aussuchen. Das Hüttenteam bewirtete uns gerne und servierte mit Hafersuppe, zwei Salaten, Hackfleischknöllchen und Polenta einen vorzüglichen Znacht. Jeninser, Schlummertrunk und Absacker trugen zum Hüttenabend das ihrige bei.

Tagwache um 06 Uhr. Das Wetter zeigte sich uns wohlgesinnt. Um 7 Uhr 15 verliessen wir die Unterkunft. Die Route, hoch über dem Rheintal, führte über Rossboden und die Älplihütte bis zum Taminser Älpli. Von der deutschen Älplerin vernahmen wir, dass am nächsten Tag das Vieh aufgetrieben werde. Zum Glück erst morgen. Nicht auszudenken, beim steilen Abstieg zum Kunkelspass eine Viehherde kreuzen zu müssen! Nach einer kurzer Strecke auf dem Strässchen nahmen wir den Wanderweg, der beim Parkplatz bei Unter Kunkels 1064 m endet. Dank den am Vortag dort abgestellten Autos konnten wir einen stündigen Marsch auf der asphaltierten Kunkelspassstrasse nach Vättis vermeiden.

Genau um die Mittagszeit liessen wir uns auf der Terrasse des Hotel Tamina nieder. Mussten aber kurz darauf ins Innere flüchten, weil der Himmel nun plötzlich seine Schleusen öffnete ! Offensichtlich - mit zunehmender Anzahl unserer Bestellungen - erhellte sich auch die Laune der Hotelière wieder, die wir am Vortag mit unserem frühmorgentlichen Auftreten auf dem Hotelparkplatz scheinbar etwas strapaziert hatten.

Nachdem wir auch noch die finanziellen Angelegenheiten erledigt hatten, verabschiedeten wir uns und verliessen das Taminatal bei strömendem Regen.

Bleibt mir, als Tourenleiter erfreut festzustellen, dass alle TeilnehmerInnen diese konditionell recht anspruchsvolle Bergtour / Bergwanderung nicht nur gut gemeistert haben, sondern auch geniessen konnten. Eine besondere Ehre für die Leitung war natürlich, dass sich der Tourenchef Sektion ebenfalls an dieser Seniorenveranstaltung beteiligte! Ich bedanke mich bei allen dabeigewesenen BergwandererInnen für die lässigen zwei Tage.

Text : Paul Hofmann

Fotos: Pia Hollenstein, Reini Wick