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Ringelspitz

2016-10-15

Ringelspitz  15./16. Oktober 2016 – oder weil es sich manchmal lohnt, geduldig zu sein

Aufgrund der Treffpunktzeit erinnert der Start dieser Tour eher an ein Wellness-Weekend als an ein SAC-Wochenende. Nach gründlichem Ausschlafen treffen pünktlich um 9.30 die drei noch übrig gebliebenen Teilnehmer der bereits mehrmals abgesagten Ringelspitztour beim Bahnhof Wattwil ein, wo unser Tourenleiter, Hans Egli, uns mit einem breiten Lachen in Empfang nimmt. Der Himmel behält seine euphorische Seite noch verdeckt, doch als optimistische Glücksmomentsammler zählen wir auf eine zuverlässige Wettervorhersage, welche für den Sonntag ein richtiges Sonntagswetter prophezeit. Los gehts Richtung Vättis, vorbei an der neuen, sich noch im Bau befindlichen Brücke von Pfäfers nach Valens, welche uns doch erste Aaahs und Ooohs entlockt. So starten wir dann zu Fuss auf etwa 1000 müM (ich soll ja einen Tourenbericht schreiben und nicht einen Roman, deshalb streue ich gerne ein paar Zahlen ein) und steigen bei tüppigem Klima hoch zum Kunkelspass (1357 müM). Einstimmig wurde „Einkehren“ beschlossen und eine erste Runde Nussgipfel wurde problemlos weggebrösmelt. Nur einer von uns musste beim Getränk einen ersten Kompromiss eingehen. Der Wirt vermittelte mit viel Überzeugungswillen sein Boykott-Verhalten gegenüber Cola, klar aus gesundheitlichen Gründen. Bald brachen wir wieder auf, denn auf dem Kunkelspass herrschte plötzlich `Menschenauflauf-Stimmung` und wir räumten unsere Plätze für neue Gäste. Nochmals ein paar Höhenmeter liegen vor uns, wir möchten ja doch auch ein bisschen müde sein heute Abend. Nächstes Ziel: Ringelspitzhütte. Schon bald zeigt sie sich auf einer Anhöhe, damit wir nicht alles Proviant und Getränk umsonst hochbuckeln, legen wir noch eine kurze Mittagspause ein. So erreichen wir bereits am frühen Nachmittag unser Tagesziel auf 2000 müM. Beim Tagesprogramm einer Kreuzfahrtausschreibung würde nun stehen: Zeit zur eigenen Verfügung. Und das machen wir dann auch. Eigentlich wären wir ja zu Viert und somit prädestiniert zum Jassen. Doch diese Seilschaft funktioniert irgendwie nicht. Also steigen wir um auf Würfeln und anscheinend gibt’s eine SAC-Toggenburg-interne-Regelung, dass unter 300 nicht geschrieben wird…ich gehe nicht näher darauf ein! Der Nachmittag verfliegt, immer wieder locken uns neue Wolkenformationen nach draussen und lösen grosse Vorfreude in uns aus, denn die Wolken lockern sich immer mehr und somit auch unsere Stimmung. Wir fühlen uns sehr wohl in der Hütte, das unsichere Wetter hat wohl viele Spontanbesucher abgehalten. Das Candle-Light-Dinner ist spitze, ein 4-Gänger mit vielen frischen Zutaten und knackigem Gemüse. Einzig der Veltliner ist etwas sauer, hat ja vielleicht auch präventive Vorteile! Dann wird nochmals ausgiebig gelacht, erzählt, diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und ganz ohne Whatsapp geht’s halt auch nicht… doch plötzlich zieht uns der Vollmond aus der angenehmen Cheminée-Wärme. Der Himmel ist klar, die Luft frisch und diese unglaubliche Stimmung lässt uns dann in unsere Träume versinken. Auch hier die Luxusvariante, jeder von uns kann sich problemlos auf zwei Schlafplätzen ausbreiten.

Der Wecker begrüsst uns um 4.10 Uhr zum neuen Tag. Frühstück. Für die einen der erste Genussmoment, andere quälen sich durch ein Müesli. Um etwa 5 Uhr verabschieden wir uns von der sympathischen Hüttenwartin und ziehen in Begleitung des Vollmondes und doch auch mit Stirnlampen ausgerüstet los. Der Weg führt uns zuerst nur schwach ansteigend dem Tal entlang. Die mystische Stimmung lässt jeden von uns in seinen Gedanken, dieses Gehen im Dunkeln hat eine meditative Wirkung. Der Weg ist nicht immer freundlich, die Kälte hinterlässt auf den Steinen einen glitschigen Film und die zu durchquerenden Geröllhalden sind teilweise doch etwas exponiert. Der Morgen kommt langsam über uns, immer wieder bleiben wir stehen und lassen uns von der unglaublichen Morgendämmerung in den Tag führen. Die Wegfindung ist manchmal etwas herausfordernd, doch Hans meistert dies souverän und führt uns in den Kessel, aus welchem majestätisch der Ringelspitz hervorragt. Dieses Bild hat sich tief in mir eingeprägt. Zu diesem Zeitpunkt kann ich mir überhaupt noch nicht vorstellen, dass wir innert kurzer Zeit dort oben sein werden. Doch eins ums andere. Bevor wir uns auf den Mittelgrat begeben, montieren wir die Steigeisen uns seilen uns ein. Der Boden ist schneebedeckt, was jedoch gegenüber Geröll auch Vorteile bringt. Die Schneestrukturen sind wunderschön, richtige Kunstwerke begleiten uns während dem Aufstieg. Aufgrund der Verhältnisse benötigen wir etwas mehr Zeit. Der Weg ist exponiert, immer wieder mit Kraxelstellen ausgestattet und teilweise auch schwierig zu finden. Die beiden Seilführer, Hans und Carsten, sind absolut sicher und führen uns immer höher, mal wieder ein Felsband traversierend und zum Schluss das Couloir hoch bis auf den Sattel.  Ein erstes Glücksgefühl breitet sich in uns aus, doch zum Schluss wartet noch die grosse Herausforderung auf uns, bei rutschigen Verhältnissen die letzten 20 Meter Klettern zu überwinden um Top of Ringelspitz die fantastische Rundumsicht zu geniessen. Es fällt nicht allen gleich leicht, für mich brauchts auch noch eine verbale Motivationsspritze denn irgendwie scheint der ja fast überhängend (ja, ich weiss, ich neige zu kleinen Übertreibungen), aber dann stehen wir zu viert auf dem Ringelspitz (3247 müM) und sind einfach überwältigt, glücklich, stolz und auch ein bisschen müde. Ein Gruss in die gegenüberliegende Wildhauser Heimhütte darf natürlich auch nicht fehlen. Aufgrund der engen Platzverhältnisse verschieben wir das Mittagsbuffet auf später. Und dann folgt auch schon der nächste Adrenalinschub: Hans seilt uns ab und es fühlt sich an wie fliegen. Es ist bereits bald zwölf Uhr, die kalten und nassen Finger lassen uns schlottern und wir beschliessen, nochmals etwas der Sonne entgegen zu gehen bevor wir die Mittagspause einlegen. Der Abstieg über den Tschäppgrat ist deutlich einfacher, wir folgen dem verschneiten Felsband, Alexandra übernimmt die Wegführung und sie macht dies mit einer solchen Sicherheit, als würde sie nie etwas anderes tun. An einer wärmenden Stelle füllen wir dann endlich unsere Energie- und Wärmevorräte wieder auf, beim Blick zurück sind wir beeindruckt, dass eine Wegführung überhaupt möglich ist. Die Steinmännchen weisen uns den sicheren Weg aufs Hochplateau und dann weiter über eine doch sehr steile Geröllhalde hinunter in den heute Morgen bereits durchquerten Kessel. Wir werfen nochmals einen Blick auf den Ringelspitz, nun verbeugt er sich beinahe majestätisch vor uns. Unglaublich, da oben waren wir. Dem Bach entlang kehren wir zurück zur Ringelspitzhütte. Teilweise erinnern uns die Gletschermühlen, welche wir passieren, ans Verzascatal. Nun da es hell ist sehen wir, wo wir heute Morgen im Dunkeln hoch marschiert sind. Auch die Worte fliessen in grösserer Kadenz als am frühen Morgen. Überhaupt ist die Stimmung sehr fröhlich, das Erlebte verbindet uns und ein richtiges Hochgefühl begleitet uns. Natürlich müssen dann in der Ringelspitzhütte die Zucker-Natrium-H2O-Vorräte wieder etwas gefüllt werden, was mit einem Panaché herrlich erfüllt wir. Die Köchin vom Vorabend erkennt in unseren strahlenden Gesichtern, dass wir eine geniale Tour erleben durften. Das Warten hat sich definitiv gelohnt, die Wetterverhältnisse hätten nicht besser sein können. Und schon entstehen neue Ideen für weitere Abenteuer, doch das gehört in ein anderes Kapitel. Dann steht uns noch der Pflichtabstieg nach Vättis bevor, zum Glück steht das Auto nicht erst im Dorf, denn es zieht sich… Die Heimfahrt ist mit Sonntag-Abend-Stau etwas zäh, doch mit dem Deutschen Nummernschild kann auch mal ein unkonventioneller Fahrstil angewendet werden! 

Es war eine unbeschreiblich schöne Tour (die Textlänge sagt alles…), die Gruppengrösse intimös , die Hüttenbelegung luxuriös, das Wetter glamurös, die Tourenleitung grandiös, die Verhältnisse pompös, die Erinnerung kontinuös und die Gruppe harmonös.

Und für alle, welche nun auch Lust auf Ringelspitz haben: die Tour ist auch nächstes Jahr wieder im Programm!

Herzlichen Dank an Hans Egli für die Tourenleitung. An Carsten Kuczynski (hoffentlich ist das y am richtigen Ort) für das Übernehmen einer Seilschaft. An Alexandra für ihre herzliche Begleitung.

Mit dabei waren: Hans (Tourenleiter), Carsten (Seilführer), Sonja, Alexandra

Text: Sonja Stöckli Fotos: Hans Egli