2016-09-12
Montag, 12. Sept.
Da Peter Webers Frau Waltraud in der Steiermark aufgewachsen ist, liebäugelte er schon lange damit, einmal eine Wanderwoche mit den Senioren in der Steiermark durchzuführen. 30 Teilnehmer hatten sich bereit erklärt, die weite Reise nach Österreich anzutreten. Bus oder Zug? Bald fand man heraus, dass uns ein Zug direkt von Buchs nach Leoben bringen würde. Also starteten wir um 10 Uhr in Buchs. Davor waren aus verschiedenen Himmelsrichtungen Senioren mit Sack und Pack angereist. So feudal sind die meisten von uns noch nie gereist: Im Panoramawagen der 1. Klasse liessen wir uns gemütlich nieder und genossen vor allem die Aussicht auf die herrliche österreichische Landschaft. Aber 7 ½ h sind halt auch so uuuu lang. Deshalb wurde uns zwischenhinein ein Kaffee serviert, schauten wir in die neuesten Zeitungen hinein, besuchten den Speisewagen oder machten ein Nickerchen.
In Leoben angekommen brachte uns ein Spezialbus „Reisefreuden“ mit dem Fahrer Kurt nach St. Peter Freienstein. Hotelzimmer beziehen, duschen, ein wenig relaxen, den Dorfladen besuchen und dann freuten wir uns auf den Znacht.
Dienstag, 13. Sept.
Nach dem reichlichen Frühstück erwartete uns wieder unser Bus „Moritz“. Wir fuhren nach Donawitz, ins grösste Kompaktstahlwerk der Welt. Mit zwei Führern absolvierten wir einige Kilometer und wurden während 2 Stunden mit Informationen bombardiert. Das Stahlwerk verarbeitet innert kürzester Zeit Eisenerz zu Eisen und dann zu Stahl. Eine Riesenmaschine fertigte aus bereitliegenden Blöcken 120 m lange Schienen. Übrigens lieferte dieses Werk alle Schienen, die für den neuen Gotthardtunnel gebraucht wurden.
Mit dem Bus ging’s dann weiter nach Trofaiach, wo wir den Rest unserer Mannschaft aufluden. Am Leopoldsteinersee war Picknickzeit.
Auch der Nachmittag war dem Eisenerz gewidmet. Der Erzberg mit seinen vielen Stufen wurde mit dem Hauly erobert. Auf dem Riesengefährt mit Pneus von über 2 Metern Durchmesser liessen wir uns zu verschiedenen Stationen führen, wo wir auf der Plattform Aussicht und Fotos geniessen konnten. Nachher fuhren wir noch mit Bus und Züglein 1 ½ km ins Berginnere. Unser Führer brachte uns in den Stollen des Bergwerks die frühere Kunst des Eisenerzabbaus unter Tag bei.
Alle, die sich nicht für diese Führungen interessierten oder Platzangst in den engen Stollen bekommen hätten, machten mit Waltraud eine Wanderung vom Hotel bis nach Trofaiach. Die Mittagspause verlängerten sie am Leopoldsteinersee.
Mittwoch, 14.Sept.
Der Bus führte uns heute nach Rachau. Gespannt waren alle auf den angekündigten Wipfelweg. Zuerst konnten wir uns auf einem Waldweg bereits auf vielen Tafeln einen Einblick in verschiedene Teilgebiete des Waldes erhaschen. Ein paar hundert Treppenstufen später befanden wir uns in oder über den Baumkronen. Die Aussicht auf den Zwischentürmen war grandios, obwohl die Sicht ein bisschen verschleiert war. Am Schluss durften die Wagemutigen sogar eine Rutschbahn benutzen, um ein Stück Abstieg abzukürzen. So einen Wipfelweg hatte bestimmt noch niemand machen können (ausser Franz in Australien).
Mit dem Bus ging’s nun weiter nach Seckau, wo ein bekanntes Benediktinerkloster steht. Peter hatte ausfindig gemacht, dass hier ein „JUFA“ Hotel existiert. Ein solches Hotel wird nächstens auch in Wildhaus gebaut. Die Chefin wartete mit einem Überraschungsmenue vom Buffet auf: Flädlisuppe, verschiedene Salate, Gemüse, Backhendl, Braten, Schwämmlisauce, Knödel, in Omelette verpacktes Fragezeichen, Reis und schliesslich zum Dessert Apfelstrudel mit Vanilleglacé oder Vanillesauce. Und das alles zum sagenhaften Preis von 13.90 Euro!!!! Mal schauen, wie die Preise dann im Toggenburg aussehen werden!
Auf dem Heimweg besuchten wir noch die älteste gotische Kirche St. Marjen, wo uns der Pfarrer eine kleine Führung anbot.
Vor dem Nachtessen trafen wir uns im Garten des Hotels, um die Pläne für den nächsten Tag in Empfang zu nehmen.
Nach dem feinen Nachtessen blieb meist noch Zeit für einen kurzen Nachtspaziergang oder eine Runde Spiele.
Donnerstag, 15. Sept.
Heute war die erste grössere Wanderung programmiert: 4 h Wanderzeit. Wir wollten eine schöne Höhenwanderung vom Roseggerhaus nach Alpl machen. Aber der Bus-Chauffeur machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wahrscheinlich fürchtete er sich vor dem schmalen Strässchen und sagte, es sei gar nicht erlaubt, mit dem Bus hinaufzufahren. O je, und das am Tag der Tour, obwohl Peter bereits seit einem Jahr mit der Busfirma korrespondierte!
Also anderes Tourenziel: Wir fahren zum Bahnhof Semmering und wandern von dort aus den Bahnweg bis zum „Bluntzenwirt“ vor Breitenstein.
Der Bau der Semmeringbahn wurde bereits im Jahr 1848 begonnen. Die protestierenden Arbeiter, die man aus der Stadt Wien heraushaben wollte, wurden in 14 Baulosen gleichzeitig eingesetzt, so dass die Bahn bereits 1854 eingeweiht werden konnte. Von 2 Aussuchtspunkten aus sah man die komplizierte Linienführung mit den berühmten Viadukten und Tunnels. (Fast wie auf der Gotthardstrecke).
Im Beizli erhielten dann doch noch alle etwas zu trinken. Auf dem Heimweg gab’s noch einen Zwischenstopp in Bruck an der Mur mit seinem riesigen Hauptplatz.
Freitag, 16. Sept.
Das heutige Programm sieht mir gar nicht nach einem gemütlichen Wandertag aus. Um 8 Uhr fahren wir wieder los und da ich so wahnsinnig gerne Bus fahre, sind die 1 ½ h schon mal eine erste Hürde. In Köflach steigen unsere heutigen Wanderleiter zu. Vor Bärnbach machen wir einen stündigen Rundgang über den Hügel. Unterwegs erhalten wir viele Infos über Bärnbach und Umgebung. Wir sehen auch bis nach Piber, wo die berühmte Lipizzanerzucht beheimatet ist. Hier werden die Pferde geboren und aufgezogen, die später in der Hofreitschule zu Wien auftreten.
Der verdiente Kaffee wurde uns von Walter Brunner gestiftet. Ganz herzlichen Dank! Bärnbach mit seiner Hundertwasserkirche und dem Mosesbrunnen war einen Rundgang wert.
Weiter fuhren wir nach Ligist zu einer Ölmühle. Hier konnten wir grad zuschauen, wie aus den Kürbiskernen Öl gepresst wurde. Ein Versucherli mit Brot gab’s natürlich auch. Kurze Fahrzeit später und nach einer Viertelstunde Fussmarsch erreichten wir einen Buschenschank, wo wir uns eine Brettljause genehmigten. O jemine, wo sollte man denn mit all den feinen Sachen nur hin?
Da der zweistündige Heimweg noch über den Pass „Gaberl“ führte, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen, wie sich mein Wohlfühlbarometer bei jeder Kurve abwärts bewegte. Das waren übrigens die letzten der 604 km, die wir mit dem Bus zurücklegten. Auf dem Heimweg trafen dann die versprochenen Regentropfen ein.
Samstag, 17. Sept.
Der Wetterbericht für heute war zum ersten Mal durchzogen. Deshalb benutzten acht Städtekundschafter den Tag und fuhren nach Graz. Alle andern erreichten irgendwie zu Fuss oder per öV die Stadt Leoben und vergnügten sich hier an einem Stadtrundgang, kauften Geschenke für die Daheimgebliebenen ein und schauten berühmte Gebäude an.
Sonntag, 18. Sept.
Direkt vom Hotel aus erreichten wir den 300 m höher gelegenen Traidersberg. Nach der Rast bei einer kleinen Kapelle, trennte sich die Gruppe in friedlichem Einvernehmen. Peter beendete seine Wanderung in Leoben, die andern kehrten direkt nach St. Peter Freienstein zurück. So hatten wir noch genügend Zeit für einen Schlemmerbecher. Eine dritte Gruppe besuchte die Messe in der Kirche St. Peter, da Kinderchöre singen sollten. Dem war leider nicht so, dafür durften sie einer eindrücklichen Predigt zuhören. Die „Leobenwanderer wurden von Peters Enkel mit dem Auto abgeholt, da sie sonst die letzte Station unserer Besichtigungen verpasst hätten: Hoch über dem Städtchen St. Peter Freienstein thront eine Wallfahrtskirche. Sie wurde auf der Ruine einer zerfallenen Burg im 17. Jahrhundert aufgebaut und ähnelt einer Festung. Es sieht aus, wie wenn sie uns bewachen würde. Diesen Besuch mussten wir einfach noch machen. Nur am Wochenende ist die Kirche zugänglich, dann ist eine kleine Kaffeestube organisiert.
Vor dem Nachtessen gab’s noch einen reichhaltigen Apero. Bruno feiert Morgen Geburtstag und konnte es natürlich nicht lassen, uns wieder einmal zu verwöhnen. So konnten wir auch noch unserm Leiter Peter und seinen zwei Gehilfinnen Ida und Evi von Herzen danken für die Organisation dieser etwas anderen Tourenwoche.
Auch Agnes Zimmermann hatte die ganze Woche gut überstanden. Sie mietete ein Radl und klapperte damit die ganze Umgebung ab: Von Graz, über Bruck an der Mur, Proleb, Niklasdorf, Knittelfeld usw.bis zum Trabochersee.
Montag, 19. Sept.
Eigentlich sollte es jetzt einen „Klapf“ tun, und es wäre Abend (mein Wunschdenken). Wir setzten uns natürlich in Leoben wieder in den Panoramawagen und fuhren die 7 ½ h zurück in die Schweiz. Mit etwas Verspätung trafen wir in Buchs ein, aber alle konnten noch einen Zug oder ein Postauto in heimisches Gefilde erwischen.
Text: Agnes Heuberger
Fotos: Eva Hehli