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Tourenwoche: Venediger Höhenweg

2016-08-21

Sonntag, 21. August

Anfahrt bis Ströden (6h) - Essener-Rostockhütte

Die Mittagspause in Hinterbichel, dem letzten Dorf im osttirolischen Virgental, dauert gerade eine Viertelstunde zu kurz. So kommen beim Abmarsch vom Parkplatz hinten im Tal noch Schirme und Regenhüllen zum Einsatz - doch wenn wir die Ausrüstung eh die ganze Woche mittragen, ist es gut, sie auch einmal zu benutzen. Doch bald können wir sie wegpacken, während wir einem rauschenden Wildbach entlang durch das enge Tal nach oben steigen. In immer steileren Kaskaden stürzt sich das Wasser aus einer nebelverhangenen Gebirgsmulde. Als wir diese erreichen, macht das Tief während zehn Minuten gerade nochmals einen wütenden Angriff, der aber bald zusammenfällt, dafür aber den Nebel um rund dreihundert Meter anhebt bis zum Ende des sich abzeichnenden Gletschers. Das eigentliche Panorama bleibt aber bis zur Vernissage noch mit dichten weissen Tüchern verhängt.

 

Montag, 22. August

Rundweg Rostockereck

Der Tag begrüsst uns sonnig, die sichtbaren Gipfel rundherum sind ab 2400 m weiss überzuckert. Im Norden verdecken aber immer noch Wolken die hohen Gipfel wie Simonyspitze oder Geiger. Ein schneidender, kalter Wind bläst von dort herunter. Der Bergkamm der hohen Tauern ist nicht nur die Grenze zwischen dem vom Hauptteil Tirols abgetrennten Osttirol und dem Land Salzburg, sondern auch eine Scheide zwischen Wassern, die nördlich oder hier südlich fliessen und mit der Drau sich dann erst in Kroatien in der Donau wiederfinden  Der Weg geht erst mal mehr oder weniger geradeaus, umrundet fast den halben Berg, beginnt dann wie in einer Spirale zu steigen, bis wir im steinigeren Gelände in das Schäumchen Schnee vom Vorabend treffen und über einen Felsgrat schliesslich den Gipfel (2759 m) erreichen. Die Aussicht ist grossartig, auch wenn sich die Dreitausender im Norden nach wie vor in ihrer Wolkenwalze verstecken. Der Abstieg über die steile Ostflanke erfordert einige Aufmerksamkeit, bis wir weiter unten wieder in schneefreiem Gebiet sind und auf einer Randmoräne zur Hütte zurückkehren. Den gleich anschliessenden Abstecher zum Simonysee, den wir von oben milchig blaugrün unter uns gesehen haben, machen nicht mehr alle mit. Mit abenteuerlichen Geschichten berichten sie dann von der Umrundung des Sees und der waghalsigen Überquerung des reissenden Wildbachs.

 

Dienstag, 23. August

Türmljoch, Johannishütte

Den Beginn der heutigen Route konnten wir am Vortag schon zu einem grossen Teil überblicken: Zuerst relativ flach in den Talkessel gegen den grossen Geiger hin, dann auf einem Weg, der im oberen Teil die grasige, steile Flanke gegen den Grat mit dem Türmljoch diagonal durchschneidet. Die Schneespuren sind weg, auch wenn die Temperatur am Schatten noch recht kühl ist. Das Türml ist ein hoher Gratturm im Sattel, der durch einen Klettersteig begehbar gemacht wurde. Gerade macht sich eine Gruppe an die Besteigung. Aus ihren Bewegungen schliessen wir, dass die recht abweisend erscheinenden Felswände doch nicht so schwierig zu ersteigen sind. Der Abstieg ist abwechslungsreich, felsige Partien wechseln mit steilen, borstigen Alpweiden - unterwegs begegnen uns langbeinige Schafe mit überdimensionierten Schlappohren - und kurz vor dem Ziel überqueren wir auch noch eine imposante Schlucht auf einer Naturbrücke. Ein Teil der Gruppe hat noch nicht genug und steigt am Nachmittag rasch zum Defreggerhaus, der nächsten Hütte auf fast 3000 m.

 

Mittwoch, 24. August

Zopetscharte, Eissee, Eisseehütte

Wieder ein strahlend klarer, wolkenloser Morgen. Der Schneegipfel des Grossvenedigers, der sich gestern fast ständig mit einer Wolkenkappe verdeckt hat, gleisst in der Morgensonne. Die frühen Stunden sind jetzt nicht mehr kalt, einfach angenehm frisch, ideal zum Steigen. Schon bald kommen wir aus den grasigen Gebieten in moränenartige Geröllfelder und stehen in der Scharte, wo der Weg auf der hintern Seite steil abfällt. Doch auch wenn an etlichen Stellen knappe, hohe Tritte durch die Felsen führen, mit Drahtseilen gesichert, geht der Abstieg doch zügig voran, nicht zuletzt auch, weil der sandig verwitternde Gneis eine angenehm weiche Unterlage bietet. Auf der Gegenseite zeigt sich die kleine Eisseehütte, vor allem aber in einem Felskessel das tiefblaue Auge des Eissees. Kurz vor dem Weg zur Hütte zweigen wir ab auf das Weglein zu diesem Zusatzziel, ein wirklich lohnender Abstecher. Angela muss natürlich unbedingt ein Bad im eisigkalten Wasser nehmen. Ein Weg vom See her zuerst nach oben über einen Moränenrücken führt dann zur heimeligen Hütte hinunter. Und es bleibt auch noch genügend Zeit, mit Radler, Bier oder Schafgarbensirup den Durst bis Sonnenuntergang zu löschen.

 

Donnerstag, 25. August

Bonn-Matreier Hütte, Säulkopf

Von der Eiseehütte das Tal hinaus dominiert der Lasörling im frühen Morgenlicht, der höchste Berg der Kette auf der Nordseite des Virgentals. Einmal mehr ein Morgen mit dem goldenen, schon deutlich herbstlichen Licht und wolkenlosem Himmel. Auch wenn der Weg häufig fast eben hoch über dem tief unten liegende Virgental verläuft, müssen doch zum Überwinden von Felsriegeln immer wieder Abstiege und Steigungen in Kauf genommen werden, manchmal mit sehr steilen, engen Serpentinen durch ein Couloir hoch oder hinunter. Die Hütte liegt auf einer herrlichen Aussichtsterrasse. Sie ist die schönste von all den wirklich schönen und angenehmen Hütten auf der Wanderung. Alle gehen gegenüber unseren SAC Hütten schon deutlich in Richtung Berghotel. Die Bedienung ist immer sehr freundlich, hier aber ganz speziell fröhlich und aufmerksam. Übrigens ist man auf den Hütten grundsätzlich per du.

Nach gebührender Durstlöschung und Stärkung nehmen wir noch den hinter der Hütte 500 m höher aufragenden Säulkopf in Angriff. Die schuttige Flanke wirkt zuerst zwar etwas abweisend, ist dann aber doch besser begehbar als erwartet. Und auf dem Gipfel werden wir mit einer grandiosen  Aussicht belohnt. Im Norden steht der Grossglockner, der höchste Österreicher majestätisch im Zentrum, im Süden reiht sich Bergkette an Bergkette, von den Zillertaler Alpen über die Dolomiten bis zu den julischen Alpen in Ostitalien und Slowenien.

Beim Nachtessen setzt die Hütte dem guten Eindruck noch einen drauf mit einem grosszügigen Buffet a discretion, mit Suppe, vielen Salaten, Teigwaren mit Sauce und Kartoffeln und Fleisch und zum Schluss noch vier verschiedene Desserts vom Feinsten. Aber man geht ja auf eine Wanderwoche in Österreich bekanntlich nicht um abzunehmen.

 

Freitag, 26. August

Sajathütte

Unten im Tal breitet sich weiss wogend ein Nebelmeer aus, während uns schon die gewohnt strahlende Sonne wärmt. Zu einem grossen Teil geht es den Weg vom Vortag zurück bis die Eiseehütte im Blickfeld auftaucht, dann nach unten ins Tälchen und mit einem sehr angenehm stetig steigenden Weg am Gegenhang hoch. Die verbleibenden 500 Höhenmeter zur Hütte spürt man so kaum. Zum Ausklang bleiben die Zusatzprogramme individuell und klein.

 

Samstag, 27. August

Hinterbichl, Heimfahrt

Zum letzten Mal geniessen wir den Blick über das tief unten liegende Tal auf die sonnig beschienen Alpen und Gipfel gegenüber, bevor wir über weit ausladende Kehren die steilen Grasflanken hinuntersteigen. Der Name Sajatmäher zeigt, dass früher all diese Bergwiesen gemäht wurden, das Wildheu im Winter mühsam ins Tal geseilt. Bald schon sind wir bei den ersten Bäumen, Waldstücken und schliesslich zurück in diesem malerischen Tal mit seinen blumengeschmückten Kalenderbilder-Häusern. Danke Dölf für den Tipp und Kurt für die Vorbereitung der Woche. Es war schön, ein neues Gebiet unserer Alpenwelt kennenzulernen.

 

Kurt: Leitung, Dölf, Angela und Paul, Pia, Sepp, Hansruedi

 

Text:   Hansruedi Rutz

Fotos: Sepp Rüegg