2016-07-23
Dent Blanche
1.Tag: Die abweichenden Wetterberichte über die kommenden Tage wurden auf der Bahnfahrt nach Zermatt eifrig diskutiert. In der Tat war dann das Wetter besser als alle Prognosen: Viel Sonnenschein und nur teilweise bewölkt und kaum Niederschlag. In Zermatt angekommen machten sich sechs SAC-ler mit dem Appenzeller Bergführer Hans Fitzi auf den Weg zur Talstation der Gondelbahn, die uns auf Furi hinauf trug. Von hier wanderten wir in zwei Stunden über Stafel am Arben-Wasserfall vorbei zur Schönbielhütte (2694m) hinauf. Hier beobachteten wir das spannende Wolkenspiel vor der mächtigen Bergkulisse von Matterhorn und Dent d’Hérens.
2.Tag: Nach einer sternenklaren Nacht verliessen wir die Hütte um 5.45 Uhr, stiegen hinunter auf den Gletscher, über das mit Steinschutt bedeckte, tote Eis und westwärts hinauf auf die Seitenmoräne des Tiefmattengletscher bis Punkt 3041 des Stockjis. Dort ging es auf dem Gletscher schweisstreibend und kurzärmelig in der schönen weissen Arena zum lang ersehnten Tête de Valpelline (3802m). Da genossen wir die herrliche Aussicht auf das Matterhorn, Dent d’Hérens, Dent Blanche und viele weitere Gipfel. Die Tête Blanche (3710m) besuchten wir auf dem Weg zur Cabane de la Dent Blanche (3507m). Es ist die höchstgelegene SAC-Hütte der Schweiz..
3.Tag: Nach dem Frühstück starteten wir um 5 Uhr als letzte Gruppe unsere Tour auf die königliche Dent Blanche bei angenehmen Temperaturen. Gleich hinter der Hütte begannen die ersten einfachen Kletterstellen, danach über Schnee auf den Firngrat, weiter über Geröll und Firnfelder zum Einstieg unterhalb des Grande Gendarme, den wir auf der linken Seite umgingen. Die weiteren Türme überkletterten wir oder umgingen sie. Wartezeiten gab es, als die ersten Seilschaften schon auf dem Rückweg waren. Dann ging es aber flott auf dem verfirnten Grat genussvoll auf den Gipfel (4357m), den wir für uns allein hatten, denn es war bereits 11 Uhr. Wiederum bestaunten wir die herrliche Aussicht rundum. Erneut passte das Lied von Andrew Bond: „Weltwunder, Wunderwelt, Erdegarte, Himmelszelt. Sind ehr cho, eifach so? Oder chömed ehr vo Gott?“ Nach der Gipfelpause nahmen wir den Abstieg auf der ziemlich gleichen Route in Angriff. Wo immer möglich seilten wir ab. Nach nochmals sechs Stunden erreichten wir die Cabane de la Dent Blanche, wo wir eine zusätzliche Nacht zu buchen wollten, weil wir keine Chance hatten, das letzte Postauto in Ferpècle zu erwischen. Es kam, wie es kommen musste: Für die ganze Gruppe war kein Platz in der Herberge. Nach einem erfrischenden Radler und einer schmackhaften Suppe stiegen wir vollbepackt den vierstündigen, langen, aber abwechslungsreichen Hüttenweg hinunter nach Ferpècle auf 1800 m Höhe. Ferpècle ist eine Streusiedlung, welche zur Gemeinde Evolène im oberen Val d’Herens gehört.
Hier im heimeligen Hôtel Col d’Hérens fanden wir Unterkunft, stillten unseren grossen Durst und nahmen Suppe, Salat und ein „Zvieriplättli“ zu uns. Alle waren sich einig: Dies war eine herrliche Tour, abwechslungsreich, recht anspruchsvoll, lang und anstrengend. Jeder Mann freute sich auf die Dusche bzw. auf ein Bad und später auf eine gute Nacht.
4.Tag: Da das erste Postauto um 10 Uhr vor unserem Hotel in Ferpècle abfuhr, hatten wir genügend Zeit zum Frühstücken, Packen und draussen in der Lounge die Berg- und Gletscherwelt auf uns wirken zu lassen. Froh gelaunt bestiegen wir das Postauto, das uns in anderthalb Stunden durch das lichtdurchflutete Val d’Herens an schmucken Walliser Häusern und Dörfchen vorbei nach Sion chauffierte. Oberhalb Sitten bei Euseigne beeindruckten uns die Erdpyramiden, schlanke Säulen aus hellem Lockergestein mit einem dunklen Steinbrocken gekrönt, ein Geschenk der letzten Eiszeit.
In Sion fuhren wir mit der Bahn mit schönen Erinnerungen an diese erlebnisreichen Tagen in die Ostschweiz zurück.
Fazit: herrliche Aussichten und Touren, angenehme Hütten, sympathische Hüttenteams, Radler bester Durstlöscher, Génépi-Schnaps (aus Edelraute) als bekömmlicher Schlummertrunk, tolle Gruppe…
Grosser Dank gilt dem Schöpfer von Himmel und Erde, unseren Schutzengeln für die Bewahrung unterwegs, unserem Bergführer für die ideale Routenführung. Danke auch für die tolle Kameradschaft untereinander ….
Text: Markus Frey
Teilnehmer: Hans Fitzi (Bergführer), Hans Egli, Sepp Meier, Thomas Furter, Karl-Heinz Knappe, Marcel Sever, Markus Frey
Fotos: Sepp Meier
Auf dem Südgrat der Dent Blanche, im Hintergrund das Matterhorn
Auf dem Gipfel der Dent Blanche
Auf der Seitenmoräne des Tiefmattengletscher
Auf dem Weg zur Tête de Valpelline