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Hochtourenkurs Morteratsch

2016-06-18

 „Ich erwarte euch um 7 Uhr am Bahnhof Sargans.“ Kurz und bündig: Nein, ein Mann vieler Worte ist Hanspeter Kalt nicht; lieber sind ihm klare Entscheidungen. Das wird während dem ganzen Hochtourenkurs so bleiben; ich erinnere mich an nur drei kurze Ansprachen an die 27 Teilnehmenden und 5 Gruppenleiter, die von Morteratsch über den Gletscher zur Bovalhütte aufbrachen, um sich bei widrigen Wetterbedingungen auf die Sommersaison einzustellen. Jedem konnte bereits früh klar sein, dass die vorgesehene Ausbildungstour über den Piz Tschierva ins Val Roseg aufgrund der hochwinterlichen Schneeverhältnisse und des für Sonntag katastrophalen Wetterberichts nicht möglich sein würde. Ebenso klar war, dass der Kurs bei jedem Wetter stattfindet; denn üben könne man bei jedem Wetter, ist Hanspeter überzeugt. Wer letztes Jahr auf der Sidelenhütte dabei war, weiss, dass das stimmt. „Jedes Wetter“, war es denn auch, wenn letztlich dann doch ganz passabel. Die gesamte Ausrüstung inklusive Wetterschutz „in Betrieb“ nehmen zu müssen, ist aber anfangs Saison gerade für Schönwetter-Bergsteiger enorm wertvoll und durchaus ein Kursziel.

Es ist eindrücklich, den Vadret da Morteratsch buchstäblich unter den Füssen wegschmelzen zu spüren. Aber auch bedrückend, wenn man nach Jahrzehnten endlich wieder mal das wunderbare Panorama der Bernina erlebt und sich vorstellen muss, dass in nicht allzu ferner Zukunft nur noch kleine Gletscherchen von weit oben grüssen werden. Noch aber kann man den Gletscher weit unterhalb der Bovalhütte betreten. In drei Gruppen zu je zwei Seilschaften wurde nun vom Anseilen über die Spaltenrettung bis zum Gehen am Seil geübt, was zu üben ist. Statt des befürchteten Regens schien ab und zu die Sonne, und der Blick auf Palü, Fortezza, Bellavista, Labyrinth, Bernina-Bianco und Morteratsch wurde frei. Die Zeit vor dem Nachtessen reichte noch für ein Abseiltraining in unmittelbarer Nähe der Hütte. Die Saison hatte am Vortag begonnen; das Hüttenteam unterschätzte vielleicht ein wenig den Hunger ausgewachsener Toggenburger; der ungeübte Verteiler überschätzte den Inhalt der Schüssel, und so wurde der Risotto an unserem Tisch schon im ersten Durchgang knapp; der Spott nicht. Das Hüttenteam rettete die Situation bravurös mit hergezaubertem Kartoffelstock.

Dass am Sonntagmorgen Schnee auf den Tischen lag, überraschte nicht wirklich, und über Hüttennächte sagen wir grundsätzlich nichts mehr. Die Repetition der Seiltechnik in den Zimmern tat gut, der Blockierungsknoten ist enorm wichtig, und das anschliessende Rutschtraining in schwerem, steilen Schnee bei leichtem Schneefall war mehr oder weniger vergnüglich. Wie komplex die Geschichte mit den Flaschenzügen ist, ob österreichisch oder schweizerisch, zeigten die Diskussionen erneut. Sepp hat schon recht: Besser ist allemal, nicht in einen Spalt zu fallen. Aber wer fällt schon absichtlich?

Das Wetter hielt sich erneut überraschend gut; die Wanderung auf dem Höhenweg nach Morteratsch ist ein Erlebnis; jetzt mit zauberhaften Blumen. Florian brachte den vollen Bus ebenso sicher zurück, wie er ihn hergefahren hat. Hanspeter schilderte auf der komfortablen Heimfahrt aus erster Hand, wie viele Details beim Umbau der Zwinglihütte zu beachten sind. Man staunt nicht erst jetzt, wie viel dieser Mann für die Sektion Toggenburg, für deren Mitglieder und für die Zwinglihütte leistet.

Ein herzliches, aufrichtiges Dankeschön an alle, die uns mit viel Geduld, Verständnis und Sorgfalt mehr als nur ein überaus wertvolles Training im Dienste der Sicherheit ermöglich haben: Hanspeter Kalt, Florian Kalt, Reini Wick, Ramon Büchel, Sepp Meier, Silvan Ebneter.

(Fotos: R. Wick)