× Login

Gruppen

Tourenprogramm

Clubhütte

Kletterwand

Wissenswertes

Vorstand

Gemmipass

2016-03-17

Etwas müde, doch ganz zufrieden erreichen die letzten sechs - unter ihnen Tourenleiterin Ida Binkert, sichtlich glücklich über den allseits gelungenen Tag - der insgesamt 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der heutigen Seniorenwanderung des Abends spät den Bahnhof Wattwil.

Des Morgens in aller Früh verlassen wir die Federn, jemand bereits um 4 Uhr, um den Geissen noch die Futterkrippe zu füllen. Die Reise führt nach Kandersteg und beginnt mit obligatem Kaffee und Gipfel im Restaurant Sunebühl, Ausgangspunkt der Wanderung zum Gemmipass. Überraschend outet sich beim Bezahlen der Konsumation die Serviertochter Benedikta als Ebnat-Kapplerin.

Kalte Luft, Sonnenschein, wolkenloser Himmel, der Wanderweg mit Pulverschnee, teils festgewalzt, teils als lose und weiche Unterlage, welche auf die Länge das Vorwärtskommen herausfordernd gestaltet und viel Kraft abverlangt. Links beim Eingang ins Gasterntal eine lange, ziemlich gezackte Felskante bis hinauf zum Gipfel des Fisistockes. Dann das weite Tälchen, das wir durchwandern werden, mit mächtigen und in sich ruhenden Steinriesen, mit schneebedeckten Hängen und wuchtigen Felspartien umgeben. Rechts das beinahe ebene Üschinegrad zwischen Gällistock und Roten Kumme. Gegenüberliegend der Altels, dessen Abbruchstelle aus dem Jahre 1895 Ähnlichkeiten mit dem Goldauer Rossberg (1806) aufweist, gefolgt vom Kleinen Rinderhorn, das Grosse zeigt sich erst später. Nach kurzer Zeit erreichen wir die liebliche Weite der Spittelmatte mit dem Bergbach, der sich unter dem Weg hindurch schlängelt, und der grossen topfebenen Fläche, darunter verborgen das Arvenseelein. Beim grossen Grenzstein mit Berner und Walliser Wappen beginnt der längere Anstieg, beinahe wichtiger der Hinweis in grossen Lettern: 35 min. bis Restaurant Schwarenbach. Ja, unser nächstes Ziel mit dem Wesentlichen in der Tagesmitte: den Hunger stillen. Zu vernehmen ist im dortigen Restaurant, dass namhafte Persönlichkeiten wie Pablo Picasso, Mark Twain, Guy Parmelin, ach um Himmelswillen nein, Guy de Maupassant und Alexandre Dumas dort eingekehrt sind. Haben diese auch wohl solch‘ köstliche Schwarenbachmagronen mit Apfelmus und einem Stück feinen Heidelbeerfladen zum Dessert geniessen dürfen wie wir?

Gestärkt wandern wir weiter hinauf zum Gemmipass. Bereits winkt das Daubenhorn mit einer grösseren Wolkenfahne und deutet auf den höchsten Punkt des heutigen Tages hin. Der Schneeweg ist weiterhin teils hart, teils lose jedoch bei etwas höherer Temperatur als vormittags. Hinauf, hinauf bis zur ganz grossen topfebenen weissen Fläche. Darunter wartet der Daubensee auf die nächste Schneeschmelze. Endlich gerade aus dem zugedeckten See entlang mit einer etwas anderen Kulisse: einerseits die Schneeflanken des Kleinen und Grossen Rinderhorns und neu zu sehen die Plattenhörner und andererseits die mächtigen Kolosse des Roten Totzes sowie des Steghorns. Nun die gewichtige Entscheidung: Hinauf zum Ziel mit Bähnchen oder weiterhin zu Fuss. Oben dann auf dem Gemmipass: Die schönsten „Walliser“ ziehen den Blick unser aller in ihren Bann, als sähen wir sie zum ersten Mal, angefangen vom Dom, der Lenzspitze, dem Nadelhorn in der Mischabelgruppe, zum Weisshorn, dann das majestätische, markante Matterhorn und links hin zur Dent Blanche, unten im Talboden noch das sonnenbeleuchtete Leukerbad, das wir bald mit der Luftseilbahn erreichen. Während der Fahrt ist der verschneite Zickzackweg, angeschmiegt an der turmartigen, steilen Gemmiwand, zu sehen, kaum zu glauben, dass dieser für Mensch und Tier begehbar ist.

Auf der Fahrt hinunter nach Leuk erspähen Frauen ein Feld mit Leberblümchen und unten beim Bahnhof auf einer Wiese pflücken sie silbergrünen, wohlriechenden Wermuth. Frühlingsgefühle werden wach und die tiefe menschliche Sehnsucht nach immer wiederkehrenden Jahreszeiten. Über den heutigen Tag scheint sich ein wundervoller Bogen zu spannen: Wandern hinein in die kalte, weisse, beeindruckende Gebirgs- und Schneewelt und von dort weiter in grünenden und blühenden Gefilde des Wachsens und Werdens.

Noch etwas: Den heutigen prächtigen Wintertag nehmen wir gerne an als Ersatz für den doch etwas „abverheiten“ diesjährigen Winter!

Text: Hans Aebischer

Fotos: Hans Aebischer, Eva Hehli