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Rote Wand

2015-10-10

Dass am zweiten Oktobersamstag kurz vor 12 Uhr zwölf Bergbegeisterte nach knappen 4 Stunden auf dem Gipfel der Roten Wand einander die Hand gaben und westwärts  auf das imposante  Nebelmeer herunter- und zu den Gipfeln ihrer Heimat hinüberschauten, ist vielleicht eben dieser hartnäckigen Hochnebel-Bisenlage zu verdanken. Sie verhinderte, dass Tourenchef und -leiter Reini Wick am Freitagnachmittag vom Gäbris aus mittels Fernrohr die Schneeverhältnisse in der Nordwand abschätzen konnte. ORF-Meteo Vorarlberg verhiess vormittags blauen Himmel in den Bergen über grauem Talgrund, und die Lechner webcams zeigten die völlig schneefreien Lechtaler Skiberge, wenn auch von Süden. So wurde in letzter Minute beschlossen, die als T4+ ausgeschriebene Alpinwanderung wie geplant durchzuführen, was Abfahrt um 5 Uhr morgens, einsammeln aller Teilnehmenden und  Ankunft auf dem Parkplatz beim Formarinsee um halb acht  bedeutete. Es ist ein schöner Brauch, dass Gäste auf Clubtouren willkommen sind, und wir haben Grund anzunehmen, dass sich Bruno vom SC Ebnat-Kappel und Midi von den Bergfreunden St. Gallen in unseren Reihen sehr wohlgefühlt haben.

Erfreulich wenig zügig war ganztags die angekündigte Bise, zügig hingegen zog der Tourenchef los, in erster Linie, um warm zu bekommen, aber auch, um dem zu erwartenden nachmittäglichen Anstieg der Nebelobergrenze zuvorzukommen. Tourengruppen benötigen aus verständlichen Gründen in der Regel etwas mehr Zeit. Dass dem nicht so war, hat Reini anerkennend vermerkt und im abschliessenden Umtrunk im „Schualhus“ des Hotels Rote Wand in Zug auch gebührend zum Ausdruck  gebracht.

Von der schwarzen Furka (rot ist nur die Südwand durch mächtige Schichten von Liaskalk) quert der blau-weiss markierte Steig unter der kalten, von Schneebändern durchzogenen, dunklen Nordwand hinüber zum Nordgrat. Ein abschüssiger, schuttiger Pfad, steinhart gefroren und mit Felsbrocken, von denen man nie  ganz sicher wusste, ob sich nachts nicht eine trügerische, hauchdünne Eisschicht darüber gelegt hätte. Es ist ein schmaler Grat zwischen ‚noch zulässige Verhältnisse‘ und ‚zu heikel‘, und diese Unsicherheit über die zu erwartenden Bedingungen dürfte es auch  sein, was Reini nach eigenem Bekunden eine unruhige Nacht beschert hatte. Schön, dass Tourenleiter immer wieder diese nicht geringe Verantwortung auf sich nehmen.

Aber die Gruppe erwies sich als ausgezeichnet berggängig, ob bedächtig-vorsichtig oder jugendlich-stürmisch. In allen Führern und Berichten auf hikr.org wird betont, dass die Rote Wand schwindelfreien, erfahrenen Berggängern vorbehalten sein sollte. Uneinigkeit besteht darin, ob es sich beim Gipfelgrat um Kletterstellen I oder II oder 0 handelt. Diesen Teil nenne er „Psycho“, meinte Reini, weil er unangenehmer und schwieriger aussehe, als er dann tatsächlich sei. Gewohnt umsichtig installierte er wie  in der Ausschreibung versprochen an der Schlüsselstelle ein Seilgeländer, und beim Abstieg wurde die von Reini und Martin angebotene Unterstützung dankbar angenommen. Mag die Seilsicherung auch nicht allen Regeln der Sicherungstechnik entsprochen haben, so führt das dadurch entstehende Gefühl des Vertrauens in das eigene Können und in die Verlässlichkeit des Partners dazu, dass auch der Abstieg problemlos und sicher in flottem Tempo erfolgen kann. Auch das ist „Psycho“, wie jeder Bergsteiger weiss.

So endete denn eine  weitere, eindrückliche Tour unter Freunden in stiller,  beinahe menschenleerer, dafür mit viel Steinwild aufwartender Natur zufrieden im „Schualhus“ bei Berglimo, Kaffee und Kuchen (s hät solang’s hät) und des Tourenleiters letzter Amtshandlung: Der sektionsüblichen, aufgrund der helvetischen Bescheidenheit in Gelddingen aber gar nicht so einfachen Abrechnung. Wir danken Reini herzlich für die souveräne Führung (s isch grotä!) und freuen uns auf die  nächste: Andi, Anna-Maria, Bruno (danke für die schönen Bilder), Carsten (danke für die Nachhut und das Abräumen), Kurt, Martin, Markus, Midi, Rosi, Trudi und Walter.

Bericht von: Walter Bächtold Fotos: Teilnehmende