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Schwabenweg 5. Etappe

2015-09-17

In der Luegeten (ob Pfäffikon SZ) steigen wir aus dem Bus und sind vom Anblick überwältigt: Vor uns der Zürichsee mit den beiden Inseln Ufenau und Lützelau; dahinter Rapperswil, umgeben von Hügeln mit dem Bachtel als höchste Erhebung; über uns der Himmel, ein grandioses Zusammenspiel von dunklen und hellen Wolken; immer wieder ein bisschen Sonne, aber wir wissen, dass es bald regnen wird. Walter Hehli’s Eingangsworte passen  denn auch bestens zu dieser Stimmung (und zur Weltlage). Er verweist auf Hutten, der dank Zwingli seine letzten Tage auf der Ufenau verbringen durfte und dort von Krankheit gezeichnet schrieb: „ An hellen Tagen liebt’ in Hof und Saal ich nicht das Bild des Schmerzens und der Qual; doch Qual und Schmerz ist auch ein irdisch Teil, das wusste Christ und schuf am Kreuz das Heil. Je länger ich’s betrachte, wird die Last mir abgenommen um die Hälfte fast, denn statt  des einen leiden unser zwei: mein dorngekrönter Bruder steht mir bei.“

Schweigend steigen wir anschliessend auf einem Waldweg hinauf zur Meinradskapelle. Hohe Bäume mit mächtigen Stämmen ragen zum Himmel hinauf. In ihrem Schatten kleine verkümmerte Bäumchen. Eine der Teilnehmenden sagt später: Für mich war es ein Sinnbild für unsere Welt, die Grossen nehmen sich viel Raum, die Kleinen müssen darben.

An einer Hütte steht der Spruch: „Mach die Augen auf, die Welt ist schön.“ Wie recht er hat: der Wald  mit seinem vielfältigen Grün ist schön! Wenn wir trotzdem gesenkten Hauptes weiterziehen heisst das nicht, dass wir keine Augen für die Schönheit der Natur haben, auch wenn wir schon bald Regenhose, Pelerine oder Windjacke anziehen oder  den Schirm aufspannen müssen. Nein, Tatsache ist, dass vor uns Kühe den Weg begingen und es bei diesem feuchtnassen Wetter doppelt wichtig ist, die braunen Häufchen, die sie auf dem Boden hinterlassen haben, zu umgehen.

„Wenn er Arzt wäre,“ zitiert Walter in der Meinradskapelle den Theologen und Philosophen Soren Kierkegaard, „würde er den Menschen raten: ‚Schafft Schweigen! Schafft Stille!’ Stille könne Medizin für die Seele sein.“ Da passt es, dass wir  das Lied singen: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“ Es seien dies die Worte des Ordensgründers Benedikt von Nursia, auf den sich das Kloster Einsiedeln berufe.

Mittagspause in einer offenen Scheune bei bester Stimmung; kurze Zeit dauert sie nur, weil es unterdessen recht kalt  geworden ist.

Im Regen geht es weiter, ungefähr zwei Stunden lang, bis wir Einsiedeln erreichen. Der Besuch der Klosterkirche mit der schwarzen Madonna in goldigem Gewand und eine Diaschau über die Geschichte des Klosters und des Lebens der Klosterbrüder bilden den krönenden Abschluss des Tages. Walter, es war ein guter Tag – herzlichster  Dank!

 

Text: Catherine Lieberherr

Fotos: Martin Wirz