2015-09-10
Als um neun Uhr eine stattliche Schar frohgemuter Seniorinnen und Senioren bei der Innerthaler Staumauer aus dem Postauto steigt, liegt eine graue Nebeldecke über dem Wägitalersee und verhüllt den Blick auf die imposante Bergwelt. Trotzdem nimmt die Gruppe vollmotiviert den Weg dem See entlang unter die Füsse – erstens ist die Chance, dass sich der Nebel lichtet, gut und zweitens gibt es auch in der Nähe einiges zu sehen – ein Fischerboot, das über den glatten See tuckert, ein Blick über die Staumauer in die Tiefe und viel zu erzählen hat man sich ja auch.
Bald kommt der von Elsbeth angekündigte steile Aufstieg, und tatsächlich, direkt in der Falllinie geht’s bergauf. Auffallend ist, dass alle plötzlich still sind - in der nächsten halben Stunde sagt kaum jemand ein Wort. Wir gewinnen schnell an Höhe und bleiben ab und zu stehen, um das Treiben des Nebels über dem See zu verfolgen. Nebelschwaden in allen Graustufen steigen rauf und runter und schmiegen sich an die Berghänge, geben dort eine Bergspitze frei und da ein Stück blauer Himmel - die Stimmung ist mystisch. Nach der verdienten ersten Trinkpause, bei der wir das ganze Schauspiel nochmals voll geniessen können, flacht der Weg bald ab und führt durch lichten Wald mit vielen Brombeeren im Unterholz, an denen wir uns sattessen können. Nun sind wir voll gewappnet für das nachfolgende Gleichgewichtstraining. Die nassen Alpweiden und Kuhwege erfordern „halsbrecherische“ Balanceakte von Grasbüschel zu Grasbüschel oder Stein zu Stein. Auf der Salzläcki, der Wasserscheide zwischen den beiden Seen, ist das Gröbste überstanden, auch die Wildegghütte ist in nicht allzu weiter Ferne zu sehen. Wir erreichen sie ohne Zwischenfälle in gut 20 Minuten. Sie liegt am Fusse des Chli Aubrig auf einem schönen Aussichtspunkt. Die Aussicht vom Vrenelis Gärtli über den Titlis bis zur Rigi können wir jedoch nur erahnen, da sich der Nebel leider nicht, wie erhofft aufgelöst hat. Wir sind froh, dass die Sonne wenigstens ab und zu durchscheint.
Wer möchte kann nun noch den Chli Aubrig besteigen, die meisten freuen sich jedoch auf eine warme Suppe in der gemütlichen, einfachen Hütte. Dicht gedrängt sitzen wir um den grossen Tisch neben dem warmen Holzofen und werden schnell und umsichtig mit Getränken, feiner Suppe, Brot und würzigem Schüblig bewirtet, das alles auf dem Holzherd zubereitet wurde. Die Portionen sind gross, die Preise moderat und zur grossen Kachel Kaffee gibt’s gleich drei Flaschen Schnaps zur Auswahl.
Nun geht´s im Zickzack zum wild-romantischen Chilentobel hinunter. Der Chrummfluebach hat sich in Jahrhunderten ein tiefes Bett durch die steilen Nagelfluhfelsen gegraben. Bald entlässt uns das wilde Tal in die grüne Ebene des Euthales und mit einem Zwischenhalt in einer Bäsä Beiz erreichen wir bequem die Postautohaltestelle im Dorf Euthal am Sihlsee.
Elisabeth, du hast uns eine schöne, abwechslungsreiche Wanderung beschert, die sich lohnen würde, bei guter Sicht zu wiederholen. Herzlichen Dank!
Text und Fotos: Marie-Louise Simmen